Ein Veterinärmediziner im Zoo in Karlsruhe sammelt Proben von Entenkot ein, die im Labor auf Vogelgrippe (kleines Bild unten) getestet werden.

Vogelgrippe: Die stille Pandemie

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit geht eine Seuche um die Welt: Millionen von Vögeln sterben an Influenza, besonders in Europa. Besteht auch eine Gefahr für den Menschen? [E-Paper]

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Die Zahlen sind ebenso beeindruckend wie bestürzend: 10.000 tote Kraniche in Israel, Hunderte verendete Gänse und Schwäne in Frankreich, Tausende tot aufgefundene Knuttstrandläufer in den Niederlanden, mehrere Hundert verstorbene Pelikane in Griechenland. In Norwegen dürften zehn Prozent der Nonnengänse ums Leben gekommen sein, in anderen Ländern erhebliche Bestände bedrohter Arten. In Summe starb seit Herbst des Vorjahres fast eine halbe Million Wildvögel. Noch deutlich höher sind die Todesraten in Geflügelbetrieben: Dem Fachjournal „Nature“ zufolge mussten seit Oktober 2021 fast 80 Millionen Vögel – etwa Hühner, Gänse und Puten – gekeult werden.

Der Grund für das Massensterben trägt die knappe Bezeichnung H5N1, auch aviäre Influenza, Vogelgrippe oder Geflügelpest genannt. Während der Blick immer noch auf das Coronavirus gerichtet ist, wütet eine Vogelgrippe-Pandemie, also eine globale Seuche, ohne dass die Öffentlichkeit viel Notiz davon nimmt. Mittlerweile zirkuliert das Virus auf allen Kontinenten außer Australien, Südamerika sowie Antarktis. Besonders stark ist Europa betroffen: Im vergangenen halben Jahr wurden laut dem Wissenschaftsmagazin „Science“ bisher mehr als 2800 Ausbrüche erfasst. Das deutsche Friedrich-Löffler-Institut sprach von der bisher „stärksten Geflügelpest-Epidemie überhaupt“. In Österreich registrierte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bis Mitte Mai 110 Fälle von infiziertem Wild- oder Hausgeflügel, vorwiegend im Osten des Landes. Für einige Monate galt daher eine Stallpflicht. Der Subtyp H5N1 konnte bei allen österreichischen Fällen nachgewiesen werden.

Übertragungen von H5N1 auf Säugetiere sind äußerst selten, aber möglich: Bekannt ist, dass sich zum Beispiel Katzen, Füchse, Otter, Seehunde, Schweine und Tiger infizieren können. Und was ist mit Menschen? In der aktuellen Welle hat sich bisher, soweit bekannt, eine einzige Person das Virus eingefangen: ein 79-jähriger Mann in Südwestengland, der sich im vergangenen Jänner bei erkrankten Enten angesteckt hat.

Wie aber ist die Situation insgesamt einzuschätzen? Stellt die Vogelgrippe eine ernsthafte Bedrohung dar? Und wäre es denkbar, dass wir die Vorboten einer weiteren Pandemie sehen, die auch die menschliche Gesellschaft betrifft? 

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Alwin   Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft