Ohrwurmkur

Ohrwurmkur: "Hotel Rock 'n'Roll" schließt Glawogger-Trilogie ab

Ziehen Sie ein in das "Hotel Rock 'n' Roll"!

Drucken

Schriftgröße

Michael Glawoggers Slapstick-Trilogie, so trivial mancher Kalauer darin auch klingt, war dem Absurden von Anfang an nicht abgeneigt: In „Nacktschnecken“ (2004) beschließen Mao (Pia Hierzegger), Max (Michael Ostrowski) und Johann (Raimund Wallisch), einen Porno zu drehen. Mit einer nächtlichen Orgie im Garten und einem durch die steirische Landschaft spazierenden Geparden gelang gleich der erste Film denkwürdig. Der kleinkriminelle Schorsch (Georg Friedrich) und der zwielichtige „Piefke“ Harry (Detlev Buck) machten sich mit schrulliger Komik unentbehrlich.

Der zweite Teil der Filmreihe, die Verwechslungskomödie „Contact High“ (2009), drehte – seinem Drogenthema entsprechend – noch heftiger an den Schrauben des Surrealen und geriet zu einer psychedelischen Odyssee zwischen polnischer Wurst und Halluzinationen in einer Disco in Lodz. Der Brachialhumor von „Nacktschnecken“ verwandelte sich da in subtileren, philosophischeren Witz; der entwaffnende Charme der Charaktere tat ein Übriges und ließ „Contact High“ zum Höhepunkt der Trilogie werden – zu einer farbenfrohen Demonstration dessen, was das neue österreichische Lustspiel kann.

Als Glawogger 2014 starb, war der letzte Teil der Trilogie zwar geschrieben, aber nicht realisiert. Ostrowski nahm sich des Projekts als Co-Autor, Regisseur und Hauptdarsteller an. Nach Pornodreh in der Steiermark und Drogenrausch in Polen geht es in „Hotel Rock’n’Roll“ erneut um eine exzentrische Geschäftsidee: ein Haus auf dem Land, in dem Touristen „betreute Rauschreisen“ absolvieren können. Dazu müssen aber erst die mit dem Hotel geerbten Kreditschulden abbezahlt werden. Also organisieren Mao, Max und Jerry (Gerald Votava) ein Konzert, um den einzigen Song, den sie im Repertoire haben, einen textlich kaum verständlichen Ohrwurm, in verschiedenen Stilvarianten zu präsentieren. Es wird, wie zu erwarten war, wild.