20 gegen Trump

Die US-Demokraten formieren sich zum Wahlkampf gegen Donald Trump.

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Wer wird Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen 2020 herausfordern? Wird der Demokrat, der gegen Trump antritt, ein Linker oder ein Moderater sein? Das wird erst in einem Jahr entschieden. Der Kampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur hat aber bereits begonnen. Vergangenen Mittwoch und Donnerstag erlebte das amerikanische TV-Publikum die ersten zwei von insgesamt zwölf Debattenrunden. Insgesamt 20 demokratische Politiker standen auf dem Podium, um sich selbst und ihre Ideen zu präsentieren. Prognosen zu wagen, wer das Rennen schließlich machen wird, wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt reine Scharlatanerie. Aber erste Tendenzen zeichnen sich schon ab. Wer waren die Gewinner, wer die Verlierer der ersten Konfrontationen?

Verlierer: Joe Biden (77)

In allen Umfragen führt der ehemalige Vizepräsident weit vor allen Konkurrenten. Der Mitte-Demokrat ist auch der bekannteste von ihnen. Und er profitiert von seiner Freundschaft zu Barack Obama - ein Naheverhältnis, das er gern erwähnt. Das macht ihn besonders beliebt unter den Schwarzen. Aber gerade gegenüber den Afroamerikanern geriet Biden am Donnerstag in die Defensive: Dass er seinerzeit nicht für Maßnahmen gestimmt habe, die gegen die Rassentrennung gerichtet waren ("Busing"), wurde kritisiert. Auch die freundlichen Worte, die er kürzlich für rassistische Abgeordneten-Kollegen fand, kamen zur Sprache. Seine Verteidigung fiel schwach aus. Es zeigte sich: Biden ist verwundbar.

Verlierer: Beto O'Rourke (47)

Der bis vor Kurzem als Wiedergänger von Bobby Kennedy gefeierte moderate Demokrat, dem es beinahe gelungen war, im tief republikanischen Texas einen Senatorensitz zu erobern, dürfte seinen Zenit schon überschritten haben. Seine Umfragewerte sinken seit einigen Wochen. Am Mittwoch fiel er mit keiner Wortmeldung nachhaltig auf. Und als er einer Frage zur Einwanderungspolitik ausweichen wollte, antwortete er auf Spanisch - eine Konzession an die Latino-Wähler. Leider machte er dabei einige Fehler. Peinlich.

Gewinnerin: Kamala Harris (54)

Die Senatorin und ehemalige Justizministerin Kaliforniens war der Star der Donnerstagrunde. Sie wagte es als Einzige, den erklärten Favoriten Biden frontal zu attackieren. Dass sie erzählen konnte, wie sie als Kind mit jamaikanischen und indischen Wurzeln einst diskriminiert wurde, machte ihren Angriff auf Biden besonders glaubhaft. Harris befand sich von Beginn an unter den fünf aussichtsreichsten Kandidaten. In den vergangenen Wochen stagnierten ihre Umfragewerte freilich. Sie sei zu wenig offensiv und profiliert, hieß es. Sie scheint daraus gelernt zu haben und präsentierte sich als rhetorisch brillante, sicher argumentierende und kämpferische Politikerin.

Gewinnerin: Elizabeth Warren (70)

Bisher war Bernie Sanders, Senator von Vermont, die Führungsfigur der Linken. Nun könnte Elizabeth Warren, Harvard- Professorin und Senatorin von Massachusetts, diese Rolle übernehmen. Nach der Mittwochdebatte, die sie eindeutig dominierte, hat sie gute Chancen, Sanders im Ranking der demokratischen Kandidaten zu überholen und Joe Biden herauszufordern. Sie hat ein ähnliches Programm wie Sanders, wirkt aber lebendiger als er. In der Debatte am Donnerstag agierte Sanders routiniert wie immer, stach aber kaum heraus: Große Teile seines seinerzeit als radikal angesehenen Programms - wie etwa staatliche Krankenversicherung und massive Reichenbesteuerung - sind inzwischen von den meisten seiner demokratischen Konkurrenten übernommen worden.