Airbus-Tragödie: Hinweise auf psychische Erkrankung des Copiloten?

Der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine hatte Medienberichten zufolge psychische Probleme.

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Ermittler hätten bei der Durchsuchung der Düsseldorfer Wohnung von Andreas L. Hinweise auf eine psychische Erkrankung entdeckt, meldete Spiegel Online am Freitag. Welche Hinweise das sind, war zunächst unklar.

"Schwere depressive Episode"?

Nach einem Bericht von "Bild" befand sich der 27-Jährige vor sechs Jahren insgesamt eineinhalb Jahre in psychiatrischer Behandlung. Er sei in seinen Flugkursen mehrfach wegen Depressionen zurückgestuft worden. Bei Abschluss seiner Ausbildung 2009 wurde dem Bericht zufolge eine "abgeklungene schwere depressive Episode" diagnostiziert.

Auch vor dem Flugzeugabsturz habe er sich in "besonderer, regelhafter medizinischer Betreuung befunden", zitiert "Bild" unter Berufung auf nicht näher beschriebene interne Unterlagen. Auch ein Vermerk in der Akte des Kopiloten beim Luftfahrtbundesamt habe auf massive psychische Probleme hingedeutet. In der Akte befindet sich nach "Bild"-Informationen die Codierung SIC, die auf eine regelmäßige medizinische Kontrolle verweist. Bei dem Absturz der Airbus-Maschine am Dienstag etwa 100 Kilometer nördlich von Nizza kamen alle 144 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder ums Leben.

Bergungsarbeiten gehen weiter

Die Bergungsarbeiten am Ort des Airbus-Wracks in den französischen Alpen sind indes in den vierten Tag gegangen. Die ersten Hubschrauber starteten in der Früh bei wolkenfreiem Himmel in Richtung Tete de l'Estrop - hinter diesem Gipfel war die Maschine der Lufthansa-Tochter Germanwings am Dienstag zerschellt.

Die Aufmerksamkeit der Einsatzkräfte gilt besonders der Suche nach dem zweiten Flugschreiber, der weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Cockpit vor dem Absturz liefern könnte. Nach den bisherigen Ermittlungen hatte der Copilot, der sich allein im Cockpit befand, aus unbekannten Gründen einen Sinkflug gestartet und das Flugzeug mit 150 Menschen an Bord zum Absturz gebracht.

Die Helikopter bringen die sterblichen Überreste der Passagiere und Crew-Mitglieder in das Einsatzzentrum in Seyne-les-Alpes. Rechtsmediziner arbeiten bereits an der Identifizierung der Leichen, die schon ins Tal gebracht wurden.

Zahlreiche Fluggesellschaften in Deutschland und Europa zogen bereits Konsequenzen aus der Tragödie: Easyjet, Air Berlin und mehrere weitere Linien verschärften ihre Sicherheitsvorschriften so, dass künftig das Cockpit immer mit mindestens zwei Menschen besetzt sein muss.