Die Brüder Ilay und Evyatar stehen, Arm in Arm, lachend am Meer.
Bild anzeigen

Ilay David: „Tal Shoham hat meinem Bruder Halt gegeben“

Videos des ausgehungerten Evyatar David gingen um die Welt. Hier erzählt sein Bruder, wie der 7. Oktober sein Leben verändert hat und warum er auf Donald Trump hofft.

Drucken

Schriftgröße

Ihr Bruder Evyatar David, 24, ist seit bald zwei Jahren in Gefangenschaft der Hamas. Macht Ihnen der Friedensplan von US-Präsident Donald Trump Hoffnung, dass er bald freikommt?

Ilay David

Ich versuche, nicht zu optimistisch zu sein. Es ist schon oft vorgekommen, dass ein Abkommen auf dem Tisch lag und sogar unterzeichnet wurde. Dann schossen unsere Erwartungen in die Höhe. Und dann bricht der Deal in sich zusammen oder steckt fest. Meine Logik sagt mir: Erwarte erstmals gar nichts. Aber tief in meinem Inneren hoffe ich, dass jetzt bald etwas passiert. Aber am Ende ist es auch viel komplexer, als Trump es darstellt. Die Hamas wird uns vor viele Herausforderungen stellen. Und auch die israelische Regierung ist nicht unschuldig. Die Geiseln müssen jetzt sofort nach Hause kommen. Es ist dringend, sie sterben. Die politische Zukunft der Region kann nicht auf den Schultern meines Bruders lasten. 

Ein lachendes Porträt von Evyatar David im weißen T-Shirt und mit Rucksack
Bild anzeigen

Evyatar David

Seit seiner Entführung auf dem Nova-Festival in Israel befindet sich Evyatar David in Geiselhaft der Hamas. Zeitweise war er mit der israelisch-österreichischen Geisel Tal Shoham in einem Tunnel eingesperrt. Von Evyatar David tauchten mehrere Videos in Gefangenschaft auf. Zuletzt schockierende Propaganda-Aufnahmen im August 2025, die ihn stark abgemagert und ausgehungert zeigen. Evyatar David gehört zu den letzte, noch verbleibenden Geiseln in Gaza, die im Zuge  des von US-Präsident Donald Trump präsentierten Friedensplan freikommen könnten. 

Die politische Zukunft der Region kann nicht auf den Schultern meines Bruders lasten. 

Bruder Ilay

Haben Sie und andere Angehörige der Geiseln noch das Gefühl, der Regierung vertrauen zu können?

Ilay David

Es ist kompliziert. Aber wenn ich Netanjahu überhaupt nicht vertraue, wer rettet dann meinen Bruder? Letztendlich ist es der Premier Israels, der den Vertrag unterzeichnet. Ich habe keine andere Wahl, als ihm zu vertrauen. Wenn ich das nicht tue, bleibt mir nur noch wenig übrig. Ich brauche all meine Energie und Konzentration, um mich für meinen Bruder einzusetzen. 

Franziska Tschinderle

Franziska Tschinderle

schreibt seit 2021 im Außenpolitik-Ressort. Studium Zeitgeschichte und Journalismus in Wien. Schwerpunkt Südosteuropa / Balkan.