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Italien vor dem Umbruch durch Silvio Berlusconi und ein neues Córdoba.

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Eines der Hauptprobleme Italiens sei, "dass in seiner Geschichte kein Mächtiger je geköpft wurde", analysierte der ehemalige Staatspräsident Francesco Cossiga in der Ausgabe vom 21. März 1994. Der Zusammenbruch des traditionellen Parteiensystems und das Antreten von Medientycoon Silvio Berlusconi mit seiner Forza Italia-Bewegung ließen für die bevorstehende Parlamentswahl den großen Umbruch erwarten. Für seine nach Korruptionsskandalen erodierte und in Partito popolare umbenannte Partei Democrazia Cristiana (DC) sah Cossiga wenig Aussicht auf Erfolg: "Meine Freunde aus der DC haben das Büßerhemd angezogen, deshalb wählen die Menschen Berlusconi. Denn man wählt niemanden, der öffentlich bereut."

Öffentlich auf die Brust klopften sich die Fußballer von Austria Salzburg nach ihrem Sieg im UEFA-Cup-Viertelfinale gegen Eintracht Frankfurt. Und angesichts von Deutschland als Daviscup-Gegner tönte Tennisspieler Horst Skoff gleich nach der Auslosung: "Wir wiederholen Córdoba.""Auf grünem Rasen und rotem Sand wird wieder einmal der ewige Ersatzkrieg zum nationalen Muß erhoben", schrieb profil in der Titelgeschichte über Österreichs "unbewältigte Hassliebe zu den Deutschen". Philosophieprofessor Rudolf Burger sekundierte, es gebe "neben der gegen Osten und Südosten gerichteten Ausländerfeindlichkeit eine wesentlich komplexere Phobie der Alpenländler - die gegen den Nordwesten gerichtete". Wobei man hierzulande, so Burger, den "Piefke" fürchte, "weil man das Gefühl hat, dass er immer der Bessere ist".