Das alljährliche "La Tomatina"-Fest in spanischen Buñol.

Trouble in Paradeis: Tomatenkrise in Nigeria

Warum sich von einer Mottenplage betroffene Nigerianer über Fotos von einem spanischen Paradeiserfest wundern.

Drucken

Schriftgröße

Er ist nicht einmal einen Zentimeter lang: Tomatenminiermotte oder "Tuta absoluta“ heißt der kleine Schmetterling, dessen Larven sich durch Blätter und Früchte der Pflanze fressen. Die nigerianischen Bauern haben einen anderen Namen für die Plage, die das kleine Tier über ihr Land gebracht hat: "Tomaten-Ebola“.

Rund 80 Prozent der diesjährigen Ernte sollen bereits vernichtet sein - mit empfindlichen Folgen. Die Paradeiser sind eine Grundzutat für Jollof-Reis, einen beliebten Eintopf. Der ist nun nahezu unerschwinglich: Kostete ein großer Korb Tomaten im vergangenen Jahr noch zwischen 1,50 und 7,50 Dollar, müssen die Nigerianer nun bis zu 220 Dollar hinlegen.

Die Regierung des 180-Millionen-Einwohner-Landes spricht vom "Tomaten-Notstand“. Der Markt droht zusammenzubrechen. Neben den Preisen habe laut CNN der Vergleich mit dem tödlichen Ebola-Virus viele Konsumenten so verunsichert, dass sie nur noch importierte Tomatenpaste kaufen. In der Krise verbreiten nun nigerianische Twitterer vorwurfsvoll Fotos vom spanischen Fest "La Tomatina“, das jeden August im 10.000-Einwohner-Ort Buñol stattfindet. Dort bewerfen einander Tausende Menschen zum Spaß mit zerquetschten Tomaten.

Dabei hätten die Nigerianer einen besseren Anlass, sich über verschwendete Paradeiser aufzuregen. Laut UN verrotten drei Viertel der Ernte des westafrikanischen Landes, das mit 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr der zweitgrößten Tomatenproduzent Afrikas ist. Es fehlt an Lagerhäusern und guten Straßen. Schon vor der Krise gab die Regierung deshalb eine Milliarde Dollar im Jahr aus, um teure Tomatenpaste zu importieren.