Über die Bande

Welcher ominöse Ölkonzern tut sich bei der EM als großer Sponsor hervor?

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Cristiano Ronaldo lief ebenso an ihnen vorbei wie David Alaba oder Thomas Müller - und manchmal krachten Spieler nach Rempeleien sogar gegen eine der Werbeflächen am Spielfeldrand, auf denen schlicht "Energy of Azerbaijan“ geschrieben steht.

Bezahlt wurden die Banner vom milliardenschweren aserbaidschanischen Staatsbetrieb Socar (State Oil Company of Azerbaijan Republic), dessen Kerngeschäft Öl, Gas und Tankstellen sind und der für den Großteil des Bruttoinlandsproduktes des kleinen Landes sorgt. 80 Millionen Euro - und damit so viel wie auch der Autohersteller Hyundai oder die Fast-Food-Kette McDonald’s - habe der Konzern dafür an die UEFA überwiesen, schätzt der Branchendienst "Sport Sponsorship Insider“. Wie viel genau, hält der Fußballverband streng geheim.

Das passt zur generellen Intransparenz von Socar. Die britische Anti-Korruptions-NGO Global Witness übte im Jahr 2013 in einem 40-Seiten-Bericht unter dem Titel "Aserbaidschan anonym“ schwere Kritik an den unklaren Eigentümerverhältnisse des Staatskonzerns. Unter anderem soll ein unbekannter Aserbaidschaner an 50 Socar-Unterfirmen beteiligt sein und 48 Millionendeals für das Unternehmen abgeschlossen haben. Nach Recherchen der Investigativplattform "Organized Crime and Corruption Reporting Project“ (Occrp) wiederum besitzt die Familie des autokratisch herrschenden Präsidenten Ilham Alijew über Socar zwei Luxus-Jachten und eine 25-Millionen-Euro-Immobilie in London.

Sowohl die Alijews als auch ihr Freundesclan bestreiten, dass von den Milliarden aus dem Ölgeschäft etwas in ihre Taschen geflossen sei und sie das aserbaidschanische Volk um die ihm zustehenden Gewinne aus den Rohstoffen des Landes betrogen hätten.

Fest steht aber: Wer sich für die Vorgänge innerhalb von Socar interessiert, riskiert Probleme. Die aserbaidschanische Journalistin Khadija Ismailowa wurde vergangenes Jahr verhaftet, nachdem sie für Occrp über die Geschäfte von Socar und das Vermögen der Alijew-Familie recherchiert hatte. Ein paar Wochen vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft wurde sie überraschend freigelassen.

Was sich der Ölkonzern von der Prime-Time-Werbung erwartet, ist unklar. Die Latte für messbaren Erfolg liegt aber denkbar niedrig: Laut einer Online-Umfrage assoziierten vor Beginn der UEFA-Veranstaltung in Paris genau null Prozent der Befragten den Namen Socar mit der EM.