Gefahr für die Welt

Was man über den Islamischen Staat (IS) wissen sollte

Terrormiliz. Was man über den Islamischen Staat (IS) wissen sollte

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Das am Dienstag veröffentlichte Video der Enthauptung des US-Journalisten Steven Sotloff ist nur das letzte einer ganzen Reihe an grausamen Beispielen für den Feldzug der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak. Auch in Österreich werden immer mehr junge Männer für den Krieg in Syrien und Irak rekrutiert.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Islamischen Staat (IS):

Wo kommt der Islamische Staat her?

Die Terrormiliz entstand im Irak. Als ein Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida bekämpfte sie nach dem Sturz von Langzeitherrscher Saddam Hussein 2003 die dort stationierten US-Soldaten. Ab 2012 mischten sich IS-Kämpfer in den Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien ein, wo sie nach und nach immer stärker wurden. Ende Juni rief die Terrormiliz in beiden Ländern ein "Islamisches Kalifat" aus - die bisherigen Landesgrenzen existieren für sie nicht mehr. Erster "Kalif" ist IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi. Die von ihr eroberten Gebiete betrachtet die Terrormiliz als eigenen "Staat".

Warum konnte sich der IS so ausbreiten?

Die Extremisten verfügen über moderne Waffen und Tausende Kämpfer. Die Jihadisten treffen zugleich auf schlecht ausgerüstete und ausgebildete Gegner. Sie selbst sind militärisch nicht nur gut organisiert, sondern verfügen auch über Fachwissen. Im Irak ist ihr Vormarsch möglich, weil sie sich mit einheimischen Gruppen verbündet haben, darunter viele Ex-Soldaten der Armee Saddam Husseins.

Generell trifft der IS bei vielen Sunniten im Irak auf Sympathie. Das ist eine Reaktion auf die Politik der von Schiiten dominierten Regierung, die die Sunniten seit Jahren diskriminiert. Der angebliche Aufbau eines eigenes Staates wirkt auf IS-Unterstützer attraktiv, weil die Extremisten auch eine politische Vision verbreiten.

Woher bekommt der IS Kämpfer und Waffen?

Reiche Hintermänner aus arabischen Golfstaaten verhalfen dem IS zum Aufstieg. Mittlerweile kann sich die Terrorgruppe weitestgehend selbst finanzieren. In den von ihr eroberten Gebieten erpresst sie Schutzsteuern von der Bevölkerung. Unter anderem aus Frankreich und Spanien sollen nach Medienberichten Lösegelder für Geiseln gezahlt worden sein. Zudem verkauft sie auf dem Schwarzmarkt Öl aus erbeuteten Feldern.

Moderne Waffen erobern die Extremisten bei der Einnahme von Militärbasen. In der Vergangenheit gab es auch Berichte über Waffenlieferungen aus der Türkei. Westliche Regierungen haben wiederholt kritisiert, die Türkei lasse auch ausländische Extremisten ungehindert nach Syrien reisen. Laut US-Regierung hat Ankara die Gefahr jedoch erkannt und das Vorgehen gegen Extremisten verstärkt.

Was will der IS mit seinen Terrorvideos erreichen?

Der IS hat eine eigene Medienabteilung, die mehrsprachige Propagandavideos im Internet verbreitet. Der Soziologe Andreas Armborst bezeichnet die Videos als "jihadistischen Journalismus": professionell gefertigt und für ein Massenpublikum bestimmt, egal ob muslimisch oder westlich. Die meisten Filme sollen den IS als führsorglichen Staat inszenieren. Die jetzt aufgetauchten Enthauptungsvideos seien hingegen eine neue, perfide Art politischer Kommunikation: "Der IS sieht sich durch die direkte Ansprache an US-Präsident Barack Obama als Staat auf Augenhöhe mit Amerika."

Wer kämpft gegen den Islamischen Staat?

Im Norden des Iraks haben die Kurden mit Hilfe von US-Luftangriffen eine Gegenoffensive gestartet. Auch die irakische Armee geht gegen die Extremisten vor, wenngleich in vielen Fällen ohne Erfolg. Beide erhalten Unterstützung von mehreren ausländischen Regierungen. In Syrien kämpft die Terrormiliz an zwei Fronten - gegen die Armee und gegen die meisten anderen Regimegegner. Zu den Gegnern der IS zählt auch die Rebellenmiliz Al-Nusra-Front, die mit Al-Kaida verbunden ist. Ideologisch stehen sich beide nahe, dennoch sind sie verfeindet. Zum Bruch kam es, als sich der IS gegen den Willen von Al-Kaida vom Irak nach Syrien ausbreitete.

Wie ist die militärische Lage im Irak und in Syrien?

Seit Beginn des Vormarsches Anfang Juni schien die Terrormiliz kaum zu stoppen. Mittlerweile konnten die Kurden im Nordirak den Mossul-Staudamm und mehrere Orte befreien. Armee und Kurden gelang es zudem, die Blockade des Ortes Amerli zu durchbrechen. Dennoch beherrscht IS noch immer riesige Gebiete im Irak.

In Syrien kontrolliert die Terrormiliz mittlerweile rund ein Drittel der Fläche des Landes. Nach der Einnahme eines strategisch wichtigen Militärflughafens vor rund zehn Tagen konzentriert sie sich auf den Norden des Landes, wo sie die Stadt Aleppo attackiert. Sollte sie dort erfolgreich sein, könnte sie eine Versorgungslinie in die Türkei erobern - für gemäßigtere Rebellen wäre das ein herber Rückschlag.

(Red.)