Ballhausplatz 13

Marlene Svazek im Chat: Martin Sellner „nie Teil“ der FPÖ

Salzburgs Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek grenzt sich, anders als FPÖ-Bundesparteichef Herbert Kickl, vom rechtsextremen Martin Sellner ab.

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In Salzburg startet in einem Monat das österreichische Superwahljahr. Die Parteien machen sich bereit für die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am 10. März. Vielerorts erwartet die FPÖ frischen Zulauf, das geht auch an der ÖVP nicht vorbei.

Vergangene Woche holte die Volkspartei ein Thema aus der Mottenkiste, das die Bevölkerung stark emotionalisiert: Asyl und Migration. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) startete eine Diskussion um die Einführung einer Bezahlkarte für Asylwerber:innen nach deutschem Modell, und begibt sich damit politisch auf FPÖ-Revier.

In Salzburg ist Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) für Integration zuständig. Eine Bezahlkarte würde sie willkommen heißen, Asylwerber:innen sollen damit jedoch kein Bargeld abheben dürfen. Darüber und über ihre Positionierung zum rechtsextremen Martin Sellner hat profil mit Svazek gechattet.

Elena Crisan

Hallo Frau Svazek! Wir chatten ein paar Tage früher, weil Sie Faschingsverpflichtungen haben. Werden Sie eigentlich fasten?

Marlene Svazek

Schönen guten Morgen 😊 Ja, wie jedes Jahr hab ich zumindest ein paar Vorsätze: kein Alkohol, wenig Zucker und Konsumverzicht, so gut es halt geht.

Elena Crisan

Manche bezeichnen Sie als die mächtigste Frau in der FPÖ. Sind Sie in Ihrer männerdominierten Partei gern die Ausnahme?

Marlene Svazek

Die Geschlechterfrage war für mich ehrlich gesagt nie ein Thema, darüber zerbrechen sich eher alle anderen den Kopf 😉 Dass man in einer Partei und generell im Land in Führungsverantwortung kommt, ist vor allem mit harter Arbeit und kompromisslosem Engagement verbunden.

Elena Crisan

Sie haben einmal auf Facebook geschrieben, Sie stünden für Gleichberechtigung, aber nicht für Gleichstellung (weil Männer und Frauen unterschiedlich seien). So ein bisschen werden Sie sich also schon den Kopf über Feminismus zerbrochen haben müssen

Marlene Svazek

Stimmt, das war glaub ich anlässlich des Weltfrauentags. Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass man vom selben Standort aus starten kann und einem alle Chancen offen stehen. Gleichmacherei wäre dann die Manipulation im Ergebnis, da sind wir dann mitten in der Diskussion um Frauenquoten oder die so genannte „positive Diskriminierung“. Dafür hab ich kein Verständnis mehr. Eine echte Frau muss kein besserer Mann sein, kann aber dasselbe erreichen und noch viel mehr💪🏻

Elena Crisan

Bleiben wir noch kurz bei der Parteidynamik. Herbert Kickl hat in einer Rede gesagt: „Wenn ich von politischen Irrlichtern wie Kogler, Nehammer, Babler […] als rechtsextrem beschimpft werde, dann trage ich diese Beschimpfung als Orden.“ Sind Sie mit diesem Satz d‘accord?

Marlene Svazek

Herbert Kickl spricht in diesem Satz etwas völlig Richtiges und in Wahrheit ein Problem unserer Zeit an: die Menschen werden anhand von Meinungen zunehmend in gut oder böse eingeteilt und „rechtsextrem“ ist gleich einmal jemand, der eine andere Meinung vertritt und so manche zeitgeistliche Entwicklung kritisch hinterfragt. Ich bin mir sicher, Kogler, Nehammer und co. kennen nicht einmal die echte Bedeutung des Begriffs „rechtsextrem“.

Elena Crisan

Aber finden Sie Ihren Parteichef in seiner Sprache in diesem Hinblick sensibel genug? Warum grenzt sich die FPÖ unter Kickl nicht mehr von Martin Sellner ab?

Marlene Svazek

Sensibilität ist im Allgemeinen keine politische Kategorie 😅 Bei all den aktuellen An- und Vorwürfen, so absurd wie sie teilweise sein mögen, ist eine direkte Antwort nur selbstverständlich. Und zu Sellner, wie soll man sich von etwas abgrenzen, das ohnehin nie Teil von einem war und auch nie sein wird?

Elena Crisan

Ich lese „Ja, Sie selbst grenzen sich von ihm ab“ heraus.

Elena Crisan

Sie sind in Salzburg für Integration zuständig. Werden Sie sich - sollte eine Bezahlkarte für Asylsuchende eingeführt werden - dafür engagieren, dass damit auch Bargeld abgehoben werden kann?

Marlene Svazek

Das würde dann ja den Zweck der Bezahlkarte ein Stück weit ad absurdum führen.

Elena Crisan

Sie schließen das aus?

Marlene Svazek

Die Versorgung mit Lebensmitteln und Lebensnotwendigem muss gewährleistet sein - und das wird diese Karte ermöglichen, aber nicht mehr.

Elena Crisan

Eine letzte Frage hätte ich noch

Elena Crisan

Im Salzburger Regierungsübereinkommen mit der ÖVP ist ein politikfreies Wochenende verankert, an jedem zweiten Wochenende im Monat. Das wäre diese Woche der Fall. Werden Sie es einhalten?

Marlene Svazek

Das ist mehr so theoretischer Natur 😅 und dient manchmal auch dem Selbstschutz. Dieses Wochenende lässt es sich aber wieder einmal nicht einhalten, aber Danke für die Erinnerung, vielleicht geht sich‘s ja dann im März aus🙏🏻

Elena Crisan

Frau Svazek, danke für diesen - sprachlich doch recht sensiblen - Chat!

Marlene Svazek

Ebenso und noch einen schönen Tag 😊

Elena Crisan

Elena Crisan

Wenn sie nicht gerade für den Newsletter "Ballhausplatz" mit Politiker:innen chattet, schreibt sie im Online-Ressort über Wirtschaft und Politik.