Gruppe von fünf Personen, die auf einem gepflasterten Platz vor einem historischen Gebäude mit Arkaden und Statuen (Arkadenhof der Uni Wien) gehen.
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Wider das Vergessen

Das Kinderbüro der Universität Wien startete heuer mit dem CU-Remember-Projekt neue internationale Kooperationen. Organisatorin Karoline Iber erklärt, worum es dabei geht.

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CU-Remember will 80 Jahre nach Kriegsende verhindern, dass die Erinnerungen an den Holocaust verblassen. Warum ist Erinnerungskultur wichtig?

Karoline Iber: In unserer Arbeit geht es darum, Kinder auf eine Zukunft vorzubereiten, die auch die Wissenschaft noch nicht erklären kann. Und wir sind davon überzeugt, dass man sich nur auf eine unsichere Zukunft vorbereiten kann, wenn man Verständnis für die Vergangenheit entwickelt hat. Das Erinnern ist dabei ein wesentlich-er Teil.

Kam es daher zu dem Projekt CU-Remember? 

Wir koordinieren seit 2005 das Netzwerk der Kinderunis, das mittlerweile aus 70 Kinderunis in 33 Ländern besteht. In dieser Arbeit haben wir bemerkt, dass keiner unserer Partner den Bereich Geschichtsaufarbeitung angeht. Zwar ist unser aller Grundidee, dass wir Kindern Universitäten zugänglich machen und zeigen wollen, wie Wissenschaft funktioniert, aber wir blenden dabei die historische Perspektive aus. Dabei passiert an den Universitäten ganz viel an historischer Aufarbeitung, aber es wird wenig nach außen getragen. Um das zu ändern, haben wir mit Sissa Medialab, der Universität Triest mit ihrem Departement Zeitgeschichte mit Schwerpunkt jüdische Geschichte, der Kommunikation der Uni Wien und dem Gedenk-dienst als Organisation mit langjähriger Expertise, um das Thema in der Praxis mit jungen Menschen gut aufzuarbeiten, ein Konsortium gebildet.

Was genau wird bei CU-Remember angeboten? 

CU-Remember setzt sich aus vielen Teilen zusammen. So geht es etwa um Erinnerungsorte. Jedes Kind, das durch Wien geht, kennt die Stolpersteine. Auch am Campus der Universität Wien finden sich viele Gedenkplätze, die aber für die Zielgruppe der Kinder und Familien noch nicht gut erschlossen sind. Da entwickeln wir nun für Volksschulen geführte Touren, bei denen es da-rum geht, diese aufzusuchen und Hintergründe dazu zu erfahren. In einem anderen Projekt arbeiten wir eng mit dem Gymnasium am Augarten zusammen – hier sind zwei achte Klassen intensiv dabei, Biografien von Studierenden sowie Wissenschafter*innen, die vertrieben oder ermordet worden sind, im Archiv der Uni Wien aufzuarbeiten, und danach mit deren Familienangehörigen Interviews zu führen. Es ist also ein unmittelbares Anknüpfen an Biografien.

Die Kinderuni Wien kann aber nur eine beschränkte Anzahl an Kindern erreichen …

Wir erreichen mit unseren Kinderuni-Projekten mehr als 10.000 Kinder, das ist richtig viel. Bei diesem Thema ist es allerdings wichtig, in kleinen Gruppen zu denken und diese intensiver zu begleiten – weil man nicht etwas aufmachen darf, was man nicht zumachen kann. CU-Remember ermöglicht, alles genau zu dokumentieren. So kann das Material weiter genutzt wer-den, auch von Lehrpersonen. Wir haben erfahren: An der Kinderuni können Funken entzündet wer-den, die zu großer Neugier bei einem völlig neuen Thema führen. Das ist, worauf wir setzen.

Person mit grauen Haaren und schwarzer Brille, trägt weißen Pullover, im Hintergrund gelbe Blätter an Bäumen.
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Karoline Iber, Geschäftsführerin und Gründerin des Kinderbüros

kinderbuero-uniwien.at