Sebastian Kurz und der Kronprinz von Abu Dhabi Mohammed Bin Zayed al Nahyan bei der Lipizzaner-Übergabe.
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Lipizzaner: Kurz’ Gastgeschenk an Abu-Dhabi-Scheich ist tot

Sebastian Kurz‘ Pferd ist tot. Kickls Eule steht im Museum. Viele andere erhaltene Gaben werden verscherbelt. Schlecht für die Diplomatie, gut für das Budget.

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Das sollte eine Story über das wohl berühmteste Pferd Österreichs werden: Neapolitano Theodorosta. Ex-Kanzler Sebastian Kurz verschenkte den Lipizzaner im Jahr 2019 an den Kronprinzen von Abu Dhabi, Mohamed bin Zayed bin Nahyan. Die Prinzessin hatte sich beim Probereiten in „Theo“ verliebt. 15.000 Euro kostete das den Steuerzahler. 

Für Kurz war das eine nachhaltige Investition: Er ist in bestem Einvernehmen mit dem Königshaus, hat gute Geschäfte in Abu Dhabi. Langlebig war das Geschenk nicht. Das Pferd segnete nach zwei Jahren im Alter von 14 Jahren das Zeitliche. Nierenkolik. 

Auf meine Frage, ob „Theo“ im Wüstenstaat zu wenig getrunken habe, teilte mir die Hofreitschule entsetzt mit, dass dem selbstverständlich nicht so sei. Das Pferd habe das beste Leben und eine Klimaanlage gehabt. Abu Dhabi hat aber so viel Freude an dem Hofreit-Pferd gehabt, dass dort gerade die erste royale Reitschule außerhalb Europas eröffnete. 

Die Pferde, die dort geritten werden, sehen aus wie Lipizzaner – weiß eben – sind aber keine. Sie sehen, ich bin eine große Pferdekennerin.

Meine Recherchen ergaben, dass „Theo“ nicht das einzige Tier ist, das Österreich dem Abu-Dhabi-Prinzen vermachte. Er liebt die Falknerei, also hat er 2021 eine Patenschaft über einen Falken des Artenschutzprogramms Rosenburg erhalten. Der Falke blieb in Österreich. 

Ebenso der Tiger, dessen Pate seit 2021 der ehemalige koreanische Präsident Moon Jae-in ist. Eine Plakette für das Gehege in Schönbrunn gab es samt 100 Freikarten obendrauf.

Wertvolles Bling-Bling

Noch ein ganz berühmtes Tier wechselte den Besitzer: FPÖ-Chef Herbert Kickl brachte Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Zuge der Koalitionsverhandlungen eine Swarovski-Eule mit. Sie sollte ihm Weisheit bescheren. Die FPÖ erstand „Idyllia Baby“ vergünstigt um 90 Euro. 

Van der Bellen scheint kein großer Eulen- oder Swarovski-Fan zu sein. Die Eule wanderte ins Haus der Geschichte Österreich – gemeinsam mit einer Lederhose, die Teil der offiziellen Kleidung der Teilnehmer an den Olympischen Spielen in Paris 2024 war und die die Unterschriften aller Medaillengewinner*innen trägt.

Die Eule ist beeindruckendes Bling-Bling – aber nichts gegen die Ohrringe, die Ex-FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl 2017 zur Hochzeit vom russischen Präsidenten Wladimir Putin bekommen hat. Wert: 50.000 Euro. 2020 gab sie diese unter Protest an die Republik ab. Sie liegen seitdem in einem Safe – und wurden nicht mehr getragen. Ich konnte leider nicht herausfinden, ob Putin Kneissl neue Ohrringe gekauft hat – als Dank für die Propaganda, die sie verbreitet.

Willhaben Republiksgeschenke

Ich habe gelernt, dass Gastgeschenke innerhalb Europas kaum noch üblich sind – außerhalb aber schon. Vieles hat eher symbolischen Wert: Sachertorten, Teller mit Widmungen, lokale Handwerkskunst. Das Bundeskanzleramt schenkt gerne Faksimiles aus dem Staatsarchiv. Der vergangene Woche empfangene rumänische Premierminister erhielt ein Faksimile einer Landkarte der Josephinischen Landesaufnahmen von 1782 seiner Heimatgemeinde Oradea (Großwardein).

Politiker und Beamte müssen Geschenke der Compliance-Abteilung melden, die lässt ihren Wert schätzen. Manchmal sei es „Ramsch“ – und manchmal von „absurd hohem Wert“, sagt man mir. Außenministerium wie Bundeskanzleramt geben manche Stücke in Museen – sonst soll tunlichst alles verscherbelt werden, bitte möglichst unauffällig. 

Der Schenker soll nicht mitbekommen, dass man seine wertvollen Gaben versetzt – das könnte für diplomatische Eklats sorgen. Oft nicht einfach – am Dorotheum etwa kann man ab gewissen Wertgrenzen nicht mehr anonym bleiben. Also sucht man mitunter dezentere Wege wie Gerichtsversteigerungsplattformen. 

Da kommen teure Vasen, Bilder oder mongolische Schwerter unter den Hammer. „Wir haben mehr Platz, weil nicht so viel Zeug rumsteht – und außerdem spült es Geld rein“, erklärt man mir. Ergibt Sinn. 

Gerade wir Journalisten fordern von Politikern ja immer Kreativität, wenn es darum geht, das Budgetloch zu stopfen.

Anna Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil und seit 2025 auch Herausgeberin des Magazins. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.