Die Promi-Falle: Wie Finanzbetrüger auf Fake News setzen

Mit vorgegaukelten Skandalen über Armin Wolf, Mirjam Weichselbraun oder Armin Assinger werden österreichische User auf Fake-Finanzplattformen gelockt.

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Millionenshow-Moderator Armin Assinger sieht sich mit schlimmen Vorwürfen konfrontiert.

Gefälschte Replika von oe24.at

Falsch

Promis leben gefährlich. „Die Vorwürfe gegen Barbara Karlich haben sich bestätigt“, steht in einem Facebook-Posting, das derzeit weite Kreise zieht. „Großer Skandal. ORF-Geschäftsführung verweigert Kommentar“, schreibt ein Nutzer über ein Foto der Ex-Moderatorin Danielle Spera. An anderer Stelle heißt es: „Millionenshow-Moderator Armin Assinger sieht sich mit schlimmen Vorwürfen konfrontiert.“

Ähnliche Postings zirkulieren derzeit auch über ZIB 2-Anchor Armin Wolf, der Moderatorin Mirjam Weichselbraun und anderen prominenten Persönlichkeiten. Eine Gemeinsamkeit gibt es: Alle Postings verlinken auf Webseiten, die wie bekannte Nachrichtenportale aussehen – tatsächlich handelt es sich aber um eine Betrugsmasche. Die Hintermänner haben die Webseiten von orf.at oder oe24.at nachgebaut und dort – frei erfundene – Skandalgeschichten über Prominente eingesetzt.

Die Artikel versprechen investigative Scoups, relativ schnell wird jedoch klar: Hier geht es nicht um Promi-Skandale und ORF-Affären, sondern darum, eine Finanz-Plattform namens „Immediate Momentum“ zu bewerben. „Sie können ihr Konto per Kreditkarte füllen. Was hat man denn vom Geld, das man nicht arbeiten lässt? Das ist die Möglichkeit, die man sich nicht entgehen lassen sollte,“ wird Armin Assinger in den Mund gelegt. 

„Immediate Momentum“ ist seit September als Finanzbetrugs-Seite bei der Aufklärungsplattform Watchlist Internet geführt. „Wer Finanzgeschäfte über diese Plattform abwickelt, läuft Gefahr, viel Geld zu verlieren“, heißt es dort vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT). 

Als Autor des Fake-Artikels wird ein Redakteur namens Gerald Hoch ausgewiesen. Eine Google-Bildersuche zeigt: Den Nachrichtenredakteur Gerald Hoch gibt es gar nicht. Das Bild des Mannes wurde in hunderten ähnlichen Scam-Artikeln verwendet und illustriert auch französische und russische Data-Science-Kurse. Der angebliche Hoch hat, zur Untermauerung seiner Recherchen, sogar Screenshots seiner Konten eingefügt, auf denen Transaktionen mit hohen Gewinnen zu sehen sein sollen – auch diese Screenshots sind gefälscht. 

Derartige Online-Betrugsmaschen werden immer beliebter. „In den sozialen Medien gibt es strenge Richtlinien für die Bewerbung von Finanzprodukten und Investment-Möglichkeiten. Um diese Einschränkungen zu umgehen, werden also Fake-News-Artikel beworben, die dann erst in einem zweiten Schritt zu Finanzbetrugs-Seiten weiterleiten“, erklärt Julia Krickl vom ÖIAT. 

27.629 Fälle von Internetbetrug wurden im Jahr 2022 bei der Polizei angezeigt – ein Anstieg von 64 Prozent im Vergleich zu 2019. Das macht den Betrug im Netz zu einer der am stärksten wachsenden Deliktgruppen.

Die gefährlichste Falle sind betrügerische Investmentplattformen, die mit hohen Renditen locken. Bei der Internet-Ombudsstelle sind bereits Schadensfälle von bis zu 300.000 Euro eingegangen, teils haben Menschen ihr komplettes Erbe investiert. Wer in die Falle tappt, soll laut den Expert:innen sofort den Kontakt zu den Betrüger:innen abbrechen und Anzeige bei der Polizei erstatten – nur dann können Kriminelle strafrechtlich verfolgt werden. 

Die Internet-Ombudsstelle kritisiert schon länger, dass es für Kriminelle „zu einfach“ sei, betrügerische Anzeigen auf Facebook und Google zu schalten. Mit diesen Werbungen werden auch die erfundenen Geschichten über Promis wie Armin Wolf oder Mirjam Weichselbraun verbreitet.

Der ORF weiß über die Betrugsmasche mit den Fotos seiner Promis Bescheid. Es werde zwar immer wieder versucht, rechtlich dagegen vorzugehen, doch das gestaltet sich oft schwierig. Kaum ist ein Posting weg, taucht bald darauf das nächste auf. Mit dem Meta-Konzern mache die ORF-Rechteabteilung jedenfalls „immer bessere Erfahrung“, wie es auf profil-Anfrage heißt. Wenn der Rundfunk eine fragwürdige Werbeanzeige meldet, werde sie meist abgedreht. Die Hintermänner selbst werden aber in den seltensten Fällen belangt.

Fazit

Weder Armin Assinger, noch Danielle Spera oder Mirjam Weichselbraun waren in einen Skandal bei „Willkommen Österreich“ verwickelt. Die Artikel sind Fakes – und die darin versprochenen Geldgewinne gefährliche Betrugsmaschen.  

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.

Jakob   Winter

Jakob Winter

ist Digitalchef bei profil und leitet den Faktencheck faktiv. Derzeit in Karenz.