Freund und Feind

100 Jahre „Mensch ärgere Dich nicht“

Spiel. Ein Überblick über die unbezahlbaren Lebenslehren aus 100 Jahren „Mensch ärgere Dich nicht“

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„Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr“, sagte Platon einst, als hätte er die Erfindung von „Mensch ärgere Dich nicht“ im Jahr 1914 vorausgeahnt. Keine andere kulturelle Errungenschaft führt derart direkt in die Abgründe der menschlichen Psyche und enttarnt Mitspieler in Minutenschnelle als chronische Choleriker, gutgläubige ­Naivlinge oder verschlagene Falschspieler. Aus Anlass des 100- jährigen Jubiläums rückt die tiefere Bedeutung des Spieleklassikers neu in den Fokus: Während heile Märchenwelten à la Disney den Irrglauben nähren, das Gute siege unentwegt, leistet „Mensch ärgere Dich nicht“ den unschätzbaren Dienst, Kinder von fünf bis 95 auf die wahren Frustrationen des Lebens vorzubereiten.

Ein Überblick über die unbezahlbaren Lebenslehren aus 100 Jahren „Mensch ärgere Dich nicht“:

- Bilde Allianzen, um sie in einem überraschenden Augenblick zu brechen

- Jeder kann dir in den ­Rücken fallen – und wird es auch tun. Je näher dir ein Mensch steht, umso höher das Risiko

- Moral ist für Verlierer

- Irgendwann ist das ­Alter vorbei, in dem du dein Gegenüber durch Heul­krämpfe oder wohl­dosierte Wutanfälle zur Gnade bewegen kannst

- Es gibt so allerhand ­Verdruss, auf den man stets gefasst sein muss

- Jeder muss mal neu anfangen

- Spätestens, wenn der Mitspieler auf Weg­punkte verzichtet, nur um dir eins auszuwischen, bist du endgültig davon geheilt, das Gute im Menschen zu ­erwarten

Zur Feier von „Mensch ärgere Dich nicht“ präsentiert das Österreichische ­Spielefest eine Jubiläumsausgabe – umso trauriger, wenn es vom ­cholerischen Familiendaddy an die Wand gepfeffert wird.

Österreichisches Spielefest vom 14. bis 16. November, Austria Center Vienna