Ingrid Brodnig

#brodnig: "Besser als ihr Ruf"

Eine Studie zeigt: Das Lesen von Romanen als E-Book kann genauso mitreißend sein.

Drucken

Schriftgröße

Kulturpessimisten, bitte weghören! Es gibt ja immer wieder die Befürchtung, dass der Übergang vom gedruckten Buch hin zum E-Book ein schlechteres Leseerlebnis bringt. Die Sorge ist, dass man womöglich in einem digitalen Umfeld oberflächlicher am Text klebt und schlimmstenfalls weniger intensiv in den Roman eintaucht. Nun haben das einige Forschende der Universität Wien untersucht. Konkret lasen mehr als 200 Personen den Anfang eines Romans von Arno Geiger - entweder als gedrucktes Buch oder aber über einen E-Reader. Dieses Experiment ging Fragen nach wie: Ist das Verarbeiten eines Textes besser, wenn Menschen Belletristik in Printform oder in digitaler Version lesen? Und gibt es emotionale Unterschiede zwischen diesen beiden Buchformen?


Und dann passierte Folgendes: In diesem Experiment fielen keine großen Unterschiede auf - weder was das kognitive noch was das emotionale Erlebnis beim Lesen von Romanen betrifft. Zumindest diese Studie deutet also darauf hin, dass man keine große Sorge haben muss, dass das eBook dem Eintauchen in Belletristik schaden würde. Die Forschenden Annika Schwabe, Lukas Brandl, Hajo Boomgaarden und Günther Stocker notieren: "E-Reader sind besser als ihr Ruf."

Eine denkbare Erklärung hierfür ist übrigens, dass E-Reader eben genau so designt sind, dass sie möglichst nahe an das Medium Buch herankommen: Anders als ein klassischer Computerbildschirm oder ein Smartphone sind sie lediglich für den Zweck des Lesens designt, auch die Augenbewegung ähnelt jener beim Lesen eines gedruckten Werks. Und der Kontrast der Geräte soll auch die Optik von Buchdruck nachahmen.

Ich verstehe jeden, der oder die weiterhin das gedruckte Buch vorzieht - weil man zum Beispiel den Geruch und die Haptik von Papier als Teil des Lesens nicht missen will. Auch sind zum Beispiel Buchhandlungen und Bibliotheken wunderbare Orte, an denen man physisch in Büchern schmökern kann. Nur glaube ich, legt diese Studie schon einen Schluss nah: So gern man das gedruckte Buch hat, es muss nicht den Untergang des Abendlandes bedeuten, wenn Leute nun auch digital lesen.

Was denken Sie darüber?

Schreiben Sie mir unter ingrid.brodnig@profil.at

facebook.com/brodnig

twitter.com/brodnig

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.