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Champions League: Red Bull Salzburg vs. Malmö - Hintergründe und Fakten

Aktuell. Die wichtigsten Fakten zum Champions League-Play-Off-Duell zwischen Salzburg und Malmö

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Rangnick zuversichtlich, Mateschitz drückt im Urlaub die Daumen

"Jetzt haben wir eine Mannschaft, die die Qualität hat, es nicht nur in die Champions League zu schaffen, sondern auch in der Gruppenphase eine Rolle zu spielen", meint Rangnick, der sein Amt im Juni 2012 angetreten hatte. Seither hat der Deutsche das Team deutlich verjüngt - und den verschiedenen Clubs des Getränkekonzerns eine gemeinsame Spielphilosophie gegeben.

Das aggressive Angriffspressing ist mittlerweile "so etwas wie ein Markenzeichen" geworden, erklärt Rangnick. Selbst in den verschiedenen Nachwuchsmannschaften wird es bereits praktiziert. "In allen Red-Bull-Mannschaften gibt es mittlerweile einen Wiedererkennungswert", betont der 56-Jährige, als Trainer von Schalke 04 bereits 2011 im Halbfinale der Champions League.

Seit Rangnick in Salzburg angeheuert hat, ist die Königsklasse das ganz große Ziel. "Daher sind das jetzt mit die zwei wichtigsten Spiele, die wir bisher gespielt haben", meint der Sportchef vor dem Malmö-Doppel. Das habe man in den vergangenen Jahren aber auch schon gesagt. "Was sich geändert hat, ist, dass wir in der Breite jetzt mehr Qualität haben durch die Neuzugänge." Selbst mit teils kräftiger Rotation dominieren die Bullen die heimische Bundesliga.

Die Champions League wäre der vorläufige Höhepunkt des Fußball-Engagements von Red Bull. Rangnick glaubt nicht, dass es Konzernchef Dietrich Mateschitz dabei vorrangig um Marketingdinge gehe. "Er möchte einfach, dass sich sportlicher Erfolg einstellt, dass wir mit einer attraktiven Spielweise auf uns aufmerksam machen - und das vorzugsweise mit jungen Spielern", erklärt Rangnick. Das Duell mit Malmö verfolgt Mateschitz aus dem Urlaub.

Offensive ist Trumpf - Salzburg will "vorlegen"

Die Basis zum ersten Champions-League-Einzug der Red-Bull-Ära soll bereits zu Hause geschaffen werden. Das Stadion dürfte mit 30.000 Zuschauern ausverkauft sein. In Salzburg herrsche eine "absolute Aufbruchstimmung", meinte Trainer Adi Hütter. "Die Euphorie kann man riechen."

In der Liga bisher nicht gefordert, wartet auf seine Mannschaft nun die bisher größte internationale Prüfung. Sechsmal ist Red Bull beim Anlauf auf die europäische Königsklasse bisher gescheitert. Die Zuversicht war aber nie so groß wie 2014. "Es ist eine gesunde Anspannung", beschrieb Hütter die Stimmungslage. Die Favoritenrolle wollen sich die Salzburger aber nicht in die Schuhe schieben lassen.

"Es ist wichtig, dass wir es in der eigenen Hand haben. Wenn wir zwei perfekte Tage haben, können wir es schaffen", sagte Hütter. "Wir haben in 180 Minuten die Möglichkeit, als bessere Mannschaft in die Gruppenphase einzuziehen. Wir wissen aber, dass es ein hartes Stück Arbeit wird." Der Salzburg-Trainer warnte vor einem typisch skandinavischen, athletischen Spielstil - und Malmös Stürmerstar Markus Rosenberg. "Natürlich ist es wichtig, dass wir vorlegen, dass wir möglichst zu null spielen", erklärte Sportdirektor Ralf Rangnick. "Das ist die Zielvorgabe."

Einsatz von Hinteregger fraglich, Alan vor Comeback

Die Salzburger dürften in Bestbesetzung antreten. Einziges Sorgenkind ist Martin Hinteregger. Der ÖFB-Teamverteidiger laboriert seit der Generalprobe bei der Admira (3:0) an muskulären Problemen im Oberschenkel. "Es wird ein Wettlauf mit der Zeit", meinte Hütter. "Ich hoffe, dass er zur Verfügung steht, weil er momentan in einer sehr guten Verfassung ist und unserem Spiel sehr gut tut."

Hinteregger bringt nicht nur Kopfballstärke und Torgefährlichkeit mit, sondern auch einen guten Spielaufbau. Ohne den damals im Rückspiel (1:2) gesperrten Innenverteidiger waren die Salzburger im März im Europa-League-Achtelfinale am FC Basel gescheitert. "Er ist nicht 1:1 zu ersetzen. Sollte er nicht spielen können, werden wir aber auch da eine Lösung finden", versicherte Hütter. Als Ersatz stünde der weniger offensivstarke Franz Schiemer bereit.

Das Abschlusstraining am Montagnachmittag ließ Hinteregger aus. Der 21-Jährige selbst ist für einen Einsatz aber zuversichtlich: "Es wird alles dafür getan. Dieses Spiel möchte ich nicht verpassen." Basel und die dritte Quali-Runde gegen Karabach Agdam (1:2 und 2:0) sollen Lehre wie Warnung sein. "Es wird mit Sicherheit kein Selbstläufer", betonte Hinteregger. "Aber wenn wir unsere Leistung in diesen zweimal 90 Minuten bringen, kommen wir in die Gruppenphase."

Stürmer Alan steht nach seinem Mittelhandbruch vor einem Comeback - ob mit oder ohne Manschette. Hütter: "Unter dem Strich wird er aber einsatzfähig sein." Selbiges gilt nach dessen Zahn-OP für Mittelfeldspieler Christoph Leitgeb.

Schwedisches "Aftonbladet" entschuldigte sich für Entgleisung

Der Chefredakteur der schwedischen Boulevardzeitung "Aftonbladet" hat sich in einer E-Mail an die Vereinsführung von Red Bull Salzburg für eine Entgleisung seines Blattes vergangene Woche entschuldigt. Österreichs Meister war in einem Kommentar als "meist gehasster Fußballverein unserer Zeit" bezeichnet und mit Adolf Hitler sowie Inzest-Vater Josef F. in Zusammenhang gebracht worden.

"Wir haben vom Chefredakteur eine sehr persönliche E-Mail bekommen, in der er sich ausdrücklich im Namen seines Blattes von diesen Worten distanziert", erklärte Red Bulls Sportdirektor Ralf Rangnick am Montag vor dem Hinspiel im Champions-League-Play-off gegen Malmö FF. "Er hat sich ausdrücklich und formell bei uns entschuldigt. Für uns ist die Sache damit erledigt."

Der Kommentar hatte vergangene Woche in Österreich für große Aufregung gesorgt. Zuletzt war auch über eine Verweigerung der Akkreditierung für "Aftonbladet" spekuliert worden. "Es ist nicht nur dumm, sondern auch absolut unverantwortlich, im Vorfeld so einer Partie solche Zusammenhänge herzustellen", betonte Rangnick.

Malmö-Trainer Hareide schickte Frau auf Urlaub

Malmö-Trainer Aage Hareide hat zugunsten einer optimalen Vorbereitung auf das Play-off-Hinspiel in Salzburg sogar seine Frau auf Urlaub geschickt. "Wir haben Salzburg bis ins Detail studiert. Wir haben die Schwachstellen unseres Gegners gefunden. Die werden wir ausnutzen", versprach der Norweger gegenüber schwedischen Medien.

Hareide gilt als akribischer Arbeiter. "Wir haben den Gegner in alle Einzelteile zerlegt. Es ist, als ob man ein Puzzle zusammenfügt", erklärte der 60-Jährige vor der Abreise nach Salzburg. "Ich habe mir Spieler für Spieler angeschaut. Ich mag diesen Teil des Jobs. Ich sitze davor, im Stadion und auch zu Hause."

Seine Frau kann Hareide da nur bedingt brauchen. Sie sei in den norwegischen Bergen, um Ski zu fahren. "Ich habe meine Frau nach Hause geschickt, damit ich mich in Ruhe vorbereiten kann", erklärte der Malmö-Coach. "Wenn es um so viel geht, dann gehe ich in meine Blase und verbringe sehr viel Zeit mit Detailarbeit."

Malmö sieht sich für die Herausforderung gerüstet. Der Traditionsclub will als erster schwedischer Club seit Helsingborg im Jahr 2000 in die Champions League einziehen. "Wenn wir in Salzburg ein gutes Resultat erzielen, wird das Stadion zu Hause voll sein", meinte Hareide.

Red Bull-Ausschankverbot bei Rückspiel

Beim Rückspiel nächsten Mittwoch (27. August) wird im 24.000 Zuschauer fassenden Swedbank Stadion nach einem Fan-Protest übrigens kein Red Bull verkauft. "Direkt nach der Auslosung am vergangenen Freitag haben wir großen Druck bekommen, Red Bull aus dem Stadion zu verbannen", sagte Patrik Jandelin, Eventmanager der Arena in Malmö, der Zeitung "Sydsvenskan". Das Energy-Drink-Verbot gilt offenbar jedoch nur für dieses Spiel.

Pleiten, Pech, Pannen - Die bisherigen CL-Anläufe von Red Bull

Die Gruppenphase der Fußball-Champions-League kennt Red Bull Salzburg bisher nur aus dem Prospekt. Was als Austria Salzburg 1994/95 noch gelang, blieb dem Club in sechs Anläufen seit der Übernahme durch Dietrich Mateschitz 2005 verwehrt. In der laufenden Saison scheint der Einzug in die Gruppenphase aber greifbar nah.

Waren es mit Valencia (2006/07), Schachtar Donezk (2007/08), Maccabi Haifa (2009/10), Hapoel Tel Aviv (2010/11) und Fenerbahce Istanbul (2013/14) mehr oder weniger prominente Gegner, die zum Stolperstein wurden, bedeutete das Aus gegen F91 Düdelingen in der zweiten Qualirunde 2012/13 den bisherigen Salzburger Tiefpunkt auf internationaler Ebene.

Die Anläufe Salzburgs auf die CL-Gruppenphase in der Red-Bull-Ära:

2006/07: 2. Rd.: Salzburg - FC Zürich 1:2 (a), 2:0 (h)
3. Rd.: Salzburg - CF Valencia 1:0 (h), 0:3 (a)

2007/08: 2. Rd.: Salzburg - Ventspils 3:0 (a), 4:0 (h)
3. Rd.: Salzburg - Schachtar Donezk 1:0 (h), 1:3 (a)

2009/10: 2. Rd.: Salzburg - Boh. Dublin 1:1 (h), 1:0 (a)
3. Rd.: Salzburg - Dinamo Zagreb 1:1 (h), 2:1 (a)
4. Rd.: Salzburg - Maccabi Haifa 1:2 (h), 0:3 (a)

2010/11: 2. Rd.: Salzburg - HB Torshavn 5:0 (h), 0:1 (a)
3. Rd.: Salzburg - Omonia Nikosia 1:1 (a), 4:1 (h)
4. Rd.: Salzburg - Hapoel Tel Aviv 2:3 (h), 1:1 (a)

2012/13: 2. Rd.: Salzburg - F91 Düdelingen 0:1 (a), 4:3 (h)

2013/14: 3. Rd.: Salzburg - Fenerbahce Istanbul 1:1 (h), 1:3 (a)

Die Ländervergleichs-Statistik spricht dieses mal allerdings klar für einen Erfolg von Salzburg: Von den vergangenen sieben Europacup-Duellen mit schwedischen Vertretern haben die österreichischen Clubs fünf gewonnen.

Mögliche Aufstellungen:

Red Bull Salzburg - Malmö FF (Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 20.45 Uhr/live Puls 4, SR Rizzoli/ITA)

Salzburg: Gulacsi - Schwegler, Ramalho, Hinteregger, Ulmer - Kampl, Ilsanker, Ch. Leitgeb, Mane - Alan, Soriano

Ersatz: Walke - Ankersen, Schiemer, Rodnei, Keita, Lazaro, Bruno, Sabitzer, Quaschner

Es fehlen: Vorsah (Knieverletzung), V. Berisha (Kreuzbandriss), Sörensen (Sprunggelenksverletzung)

Fraglich: Hinteregger (Oberschenkelprobleme)

Malmö: Olsen - Tinnerholm, Helander, E. Johansson, Ricardinho - Kroon, E. Adu, Halsti, Forsberg - M. Eriksson, Rosenberg

Ersatz: Azinovic - Concha, Hammar, Konate, Rakip, Nazari, Mehmeti, Thelin, Cibicki

Es fehlen: Molins (Kreuzbandriss), Thern (Wadenbeinverletzung), Blomqvist (fehlende Spielpraxis nach Kreuzbandriss)

Rückspiel: Mittwoch, 27. August (20.45 Uhr), in Malmö (Swedbank-Stadion) - Der Aufsteiger steht in der Gruppenphase der Champions League, der Verlierer in der Gruppenphase der Europa League.

Red Bull Arena in Salzburg:

(APA/Red.)