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Donald Trump und die Satire

Donald Trump und die Satire.

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Um seine zuletzt doch spürbar schwächelnden Umfragewerte wieder etwas aufzupolieren, hat der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump ­ einen Vorschlag von buchstäblich windiger Aktualität in die Debatte geworfen. Im Falle eines Wahlsieges will er an der Süd- und Ostküste der USA eine gigantische Mauer gegen Tropenstürme errichten lassen. Sie soll sich mit einer Länge von 3500 Kilometern von North Carolina bis Louisiana ­erstrecken und so hoch sein, „wie eben so ein verdammter Hurrikan ist“. Die Kosten dafür müssten nach Trumps Vorstellung Haiti und Kuba tragen: „Schließlich kommen fast alle Wirbelstürme von dort.“

Diese Meldung wurde frei erfunden, und zwar von dem deutschen Online-Satireportal „Der Postillon“. Es ist aber keinesfalls auszuschließen, dass Trump, damit konfrontiert, nicht etwa ein wütendes Dementi ausstoßen, sondern die Idee vielmehr als seine ureigene ausgeben würde: Warum ist er nicht schon viel früher darauf gekommen? Ist er wohl auch, aber niemand in den verschmockten Elitemedien hat ihm zugehört. Sie werden sich noch wundern, was ­alles möglich sein kann, wenn ­einer wie er sich anschickt, der altehrwürdigen Kunstform der Satire den Garaus zu machen, weil er jedem fantasierten Aberwitz mit realpolitischer Hemdsärmligkeit zuvorkommt. Wäre doch gelacht! Man muss seinen respektlosen Feinden mit deren eigenen Waffen entgegentreten, bis sie irgendwann entkräftet an der Klagemauer niedersinken, die Trump für sie errichten lässt – auf Hillary Clintons Kosten, versteht sich.

Sven   Gächter

Sven Gächter