46-215622682

Ein Gang mit … Lara Vadlau

Lara Vadlau segelt, mit einer Unterbrechung, seit sie sieben Jahre alt ist. Im Vorjahr hat sie Olympia-Gold geholt und ist seitdem so etwas wie das Postergirl für eine Randsportart. Dabei hat sie eigentlich sehr viel zu sagen.

Drucken

Schriftgröße

Die Croûtons sind tückisch, man muss das einfach so sagen. Gefinkelt haben sie sich hinter den Salatblättern versteckt, manchmal lugen sie auch unter den Putenstreifen hervor, sie sind einfach überall, drunter und drüber und vor allem mittendrin im Mittagessen von Lara Vadlau, aber dummerweise darf sie die nicht essen. Spitzensportler im Training haben fixe Ernährungspläne. Am Anfang hebt sie die unerwünschten Brotkrümel sorgsam heraus und schlichtet sie fein säuberlich am Rande des Untertellers. Doch es sind so viele, die Croûtons sind ziemliche Kretins, es wird ihr zu mühsam, und deswegen wechselt sie die Taktik. Sie isst drumherum, umschifft sie, wie man so sagt, und das passt ganz gut: Die Frau ist nicht umsonst Seglerin, eine ganz passable sogar: 2024 gewann Lara Vadlau mit ihrem Vorschoter Lukas Mähr die Goldmedaille in der 470er-Klasse.

Wir sitzen in der „Gastwirtschaft im Klinikum“, dem Wirtshaus auf dem Gelände des Klinikums Klagenfurt, es ist Dienstag, 15 Uhr, Vadlau trägt einen weißen Kittel, sie ist hier nämlich Ärztin und hat gerade Pause. Seit neun Monaten, also seit kurz nach ihrem Olympiasieg, macht sie ihre Basisausbildung zur Medizinerin. Zurzeit arbeitet sie im Schockraum, schiebt einen 25-Stunden-Dienst nach dem anderen, aber nur so schafft sie es, Ausbildung und Sportkarriere zu vereinbaren. Wenn die Ausbildung fertig ist, wird sie wieder im Sportprogramm des Bundesheeres stecken – und nur noch segeln. Und wenn Vadlau davon erzählt, merkt man, wie sehr sie sich darauf freut.

Markus  Huber

Markus Huber

ist im Hauptberuf Herausgeber des Magazins „Fleisch“ und schreibt für profil alle zwei Wochen die Kolumne „Powerlunch“.