#brodnig

Elon, der Held?

Die Farce rund um Twitter zeigt, dass wir aufhören sollten, Milliardäre wie Elon Musk zu überschätzen.

Drucken

Schriftgröße

Elon Musk hat viele Angestellte Twitters dazu gebracht, zu kündigen, er hat Werbekundschaft mit seinem exzentrischen Verhalten verschreckt und mehrere US-Senator:innen der Demokratischen Partei dazu gebracht, dass sie eine Untersuchung des Unternehmens durch die Wettbewerbsbehörde FTC fordern.

Bisher scheint sich Musks Führungsstil katastrophal auf Twitter auszuwirken. Das Ganze zeigt auch: Es ist höchste Zeit, die mächtigen Milliardäre des Silicon Valley nüchterner zu betrachten. Seit Jahrzehnten gibt es regelrechte Heldenerzählungen rund um manche Tech-Unternehmer. (Dieser Satz ist bewusst nicht gegendert. Ich denke hier an Männer wie Steve Jobs, Mark Zuckerberg oder Elon Musk.) Dazu passend erklärte Musk in einem offenen Brief, weshalb er Twitter kaufte: "Ich tat es nicht, weil es einfach sein würde. Ich tat es nicht, um mehr Geld zu machen. Ich tat es, um zu versuchen, der Menschheit zu helfen, welche ich liebe."

Es ist zum Fremdschämen, welche Huldigungen über Musk bereits zu lesen waren.

Das Problem ist nicht nur, dass sich manche Unternehmenschefs als altruistische Helfer der Menschheit inszenieren, sondern dass ihnen oft geglaubt wird. Musk ist es gelungen, im Internet und in Teilen der Medienlandschaft viele Fans um sich zu scharen. Natürlich wird er auch deshalb verehrt, weil zwei seiner Unternehmen, Tesla und SpaceX, beeindruckende wirtschaftliche Felder erschließen-E-Mobilität und Raumfahrt. Nur ist es zum Fremdschämen, welche Huldigungen über Musk bereits zu lesen waren. In "Vanity Fair" schrieb ein Journalist einmal: "Ich persönlich glaube, dass Musk ein Genie ist. Er ist wahrscheinlich das Nächstliegende, was wir haben, zu einem Tony Stark.

Erklärung: Tony Stark ist ein Superheld aus der Marvel-Filmreihe "The Avengers". Die Avengers beschützen die Menschheit vor bedrohlichen Außerirdischen und Superbösewichten. Die Entwicklung bei Twitter zeigt allerdings, dass Musk nicht unbedingt heldenhaft agiert. Es ist nicht heldenhaft, Tausende Angestellte per E-Mail zu feuern (und es ist einfach nur peinlich, kurz darauf zu bemerken, dass man manche von ihnen doch noch braucht). Wir sollten als Menschheit nicht davon ausgehen, dass einzelne Milliardäre unsere Rettung sein werden. Solche Heldenmythen lenken von den großen, strukturellen Lösungen ab, die wir gemeinsam als Gesellschaft finden müssen. Und von solchen Heldenmythen profitieren in erster Linie jene, die sich dabei verehren lassen.

Was denken Sie darüber? Schreiben Sie mir unter [email protected] 

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.