Match der Fans am Rathausplatz

Enttäuschter Abgang in der Fanzone am Wiener Rathausplatz

Vor dem Spiel war die Zuversicht bei den rot-weiß-roten Fans noch groß gewesen. Die Anhänger kamen i

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Vor dem Spiel war die Zuversicht bei den rot-weiß-roten Fans noch groß gewesen. Die Anhänger kamen in Scharen auf den Rathausplatz, es dominierten Österreich-Dressen, oft kombiniert mit Lederhosen. Schon etwa eine halbe Stunde vor Spielbeginn wurde die Fanarena wegen Überfüllung geschlossen, wie auch in der ORF-Liveübertragung auf dem Großbildschirm zu vernehmen war.

Innerhalb des umzäunten Areals wurde mit optimistischen Gesängen wie "Österreich wird Gruppendritter, hey, hey" Stimmung gemacht. Die Fans rechneten mit einem Sieg und somit mit dem Aufstieg ins Achtelfinale. "Es wird aber knapp", befürchtete ein extra aus Niederösterreich angereister Fan und tippte auf ein "2:1 oder 1:0". Einen ähnlichen Ausgang erwarteten sich auch weitere ÖFB-Fans, auf Nachfrage der APA.

Nur eine Gruppe Isländer schätzte die Ausgangsposition anders ein. Die etwa 15-20 Erwachsenen, die sich in Wien aufhielten, um Deutsch zu lernen, hatten sich rund 20 Meter vor dem Bildschirm inmitten einiger Hardcore-Fans aus Österreich positioniert. Schon vor dem Spiel gab es kleine Gesangsduelle und nach der Übertragung der österreichischen Nationalhymne aus Paris auch fairen Applaus für die Hymne der Isländer.

Ab dem Anpfiff war dann die Anspannung auf dem Rathausplatz förmlich spürbar. Bei einem Lattenschuss Islands in der zweiten Minute ging erstmals ein erschrockenes Raunen über den Platz an der Ringstraße. Angespannte Ruhe und starre Blicke auf den Bildschirm waren die Folge. Das änderte sich in der 18. Minute, als Island 1:0 in Führung ging. Aus der versteinerten Menschenmasse ragten plötzlich zum Jubel hochgerissene Hände und Fahnen des Grüppchens Island-Fans empor.

Von den ÖFB-Anhängern wurde der Rückstand großteils stillschweigend hingenommen. "Jetzt reißt's euch zam, oida", lautete einer der wenigen Rufe in Richtung der rot-weiß-roten Kicker auf dem Bildschirm. Beim Elfmeterpfiff gegen Island brandete plötzlich erstmals großer Jubel auf, fast schon wie bei einem Tor. Der Treffer blieb Österreich aber durch einen Stangenschuss von Aleksandar Dragovic versagt und entsetze Gesichter setzten wieder ein.

"Alaba oder Arnautovic hätten den Elfer schießen sollen", ärgerte sich ein junger Fan über den vergebenen Penalty. "Enttäuscht" war der Grundtenor in der Pause. Einwechslungen von frischen Spielern wurden gefordert. "Ich hoffe jetzt auf den gerade reingekommenen Janko. Das ist mein Liebling", erklärte eine Anhängerin, die es sich auf der Tribüne hinter den Stehplätzen gemütlich gemacht hatte.

Der ebenfalls eingewechselte Alessandro Schöpf ließ die in der zweiten Halbzeit für etwas mehr Stimmung sorgenden Fans dann in der 60. Minute endgültig jubeln. Bierbecher flogen durch die Luft und die Hoffnung kam in die Gesichter der Zuschauer zurück. Diese wurden dann nach ein paar guten Offensivszenen des Nationalteams in der letzten Minute der Nachspielzeit endgültig zerstört. Nach dem 2:1 für Island wanderte die eine Hälfte der Fans noch vor dem Schlusspfiff vom Rathausplatz ab. Die zweite Hälfte blieb geschockt zurück.

Hatten sich vor dem Spiel noch viele Fanzonen-Besucher optimistisch gezeigt, gaben nun einige an, doch ein Ausscheiden befürchtet zu haben. Zu ängstlich sei das Auftreten bei dieser EURO gewesen. Die Gruppe aus Island jubelte dagegen ausgelassen in ihren Teamdressen - umringt von Pressefotografen und Handykameras der gratulierenden Österreich-Fans. Mit "Ich liebe Österreich"-Gesängen stellten die Sprachschüler auch noch ihre Deutschkenntnisse unter Beweis. Das heiße allerdings nicht, dass es gegen das ÖFB-Team heute leicht gewesen sei, sagte ein Isländer mit rotem Vollbart. Das Achtelfinale wird die Gruppe wieder in der Heimat am Bildschirm verfolgen. Dort wartet nun England auf die Isländer.