Gerichtsurteil

Das sind die spannendsten Döner-Läden in Wien

Die Entstehungsgeschichte des Döner-Kebabs ist umstritten. Aber ganz ohne Zweifel gehören diese drei zu den besten in der Hauptstadt.

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Eine Recherche zur Ursprungsgeschichte des Döner Kebabs führt recht schnell in das Reich der Legenden. Eine Version geht so: Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die beiden türkischen Köche Hamdi aus Kastamonu und Iskender aus Bursa etwa zur selben Zeit, aber 500 Kilometer voneinander entfernt, die Idee, Hammelfleisch vertikal aufzustapeln und danach zu grillen. So könnte es gewesen sein, allerdings wird diese Geschichte angezweifelt und der Ursprung des Döner Kebabs eher im arabischen Raum vermutet. Auch das griechische, mit Schweinefleisch hergestellte Gyros weist Ähnlichkeiten auf.

Jedenfalls: Ab den frühen 1970er-Jahren eroberte der Döner von Berlin aus nicht nur die Gastarbeiter-Communitys, als damit begonnen wurde, das Fleisch nicht mehr am Teller, sondern mit allerlei Gemüsebeilagen und Saucen im Fladenbrot zu kredenzen. Die Spezialität drang in die deutschsprachige Alltagskultur ein und prägt heute so gut wie jedes Stadtbild – auch das von Wien. Aus den unzähligen Döner-Ständen der Stadt stechen aktuell drei hervor:

Der Schlangenbeschwörer: Ferhat, Favoritenstraße

Influencerin, Büroangestellter, Hofrat – alle kommen sie in den 10. Bezirk und haben erst mal eine Aufgabe: Schlange stehen. Hier wissen sowohl Gast als auch das eingespielte Team zu jeder Zeit, was als Nächstes zu tun ist: anstehen, zuschauen, zahlen, irgendwann mal essen. Wenn sich der Erfolg des Lokals allein auf den Geschmack des Brotes begründen würde, er wäre nicht übertrieben. Es schmeichelt dem österreichischen Rindfleisch und fühlt sich so an, als würde man in ein frisches Baguette beißen. Dass beim Aufbacken des Dürüm-Fladenbrots Yufka mit offenem Feuer hantiert wird, hat wohl auch einen Anteil am stabilen Ferhat-Hype.

Empfehlung: eher am Nachmittag oder späten Abend kommen

Stimmung: High-End-Dönergenuss, Pyrotechnik inklusive

Preisniveau: oberer Bereich

Ferhat Döner, Favoritenstraße 94, 1100 Wien, ferhat-doener.at

Der Hip-Star: Döner Brutal, Gumpendorfer Straße

Das im 6. Wiener Gemeindebezirk gelegene, arg hart benannte Minilokal scheint ein klar definiertes Zielpublikum zu haben: Hier soll der hippe Mensch, Marke Berlin, seinen Döner Kebab erstehen. Die hausgemachte Version des Joghurtgetränks Ayran schmeckt besonders cremig zum österreichischen Rindfleisch-Döner. Um als so richtig harter Döner-Brutalo wahrgenommen zu werden, sollte man sich aber für die vegetarische Variante entscheiden. Der von weichem Brot umgebene, frittierte Weizen-Fleischersatz Seitan wird mit fortschreitendem Genuss zwar ganz schön mächtig, die wie frisch aus dem Garten geholt schmeckenden Kräuter balancieren das aber gut aus.

Empfehlung: eher die kleine Portion nehmen

Stimmung: bemüht hip, Qualität trotzdem vorhanden

Preisniveau: selbstverständlich höher, Platz nehmen dafür unmöglich

Döner Brutal, Gumpendorfer Straße 33, 1060 Wien

Die Steakbeilage: Tanis, Kutschkermarkt

In Wien-Währing liegt der Fokus gar nicht so sehr auf dem Döner Kebab, obwohl genau der laut Eigenangabe „weltmeisterlich“ sein soll. Das Ding ist zwar tatsächlich makellos, aber recht einfach gehalten – es gibt ihn mit Huhn und samstags auch mit Lamm. Das Brot entspricht eher der Mainstreamvariante, dafür werden keine Chili-Flocken drübergestreut, sondern eine auf Basis von gehackten Schoten hergestellte ölige Paste verwendet. Die Schärfe bleibt so stetig präsent. Tanis bietet aber neben dem Döner Kebab noch ein zusätzliches Angebot: Es gibt eine erlesene Auswahl an verschiedenen Fleischspezialitäten, vom Lammkarree bis hin zum Kobe-Rind.

Empfehlung: nicht nur wegen des Döner Kebabs kommen

Stimmung: Marktstand-Feeling mit unprätentiöser Exklusivität

Preisniveau: Döner im Durchschnitt; Spezialitäten im oberen Bereich

Tanis am Kutschkermarkt, Kutschkergasse 29,

1180 Wien, tanis.at

Stephan   Graschitz

Stephan Graschitz

ist als Chef vom Dienst bei profil tätig.