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Figlmüllers frittierte Pizza: So schmeckt's im „Figoletta“

Panierter Pizzateig und Apfelstrudel-Pizza: Der Wiener Schnitzelbäcker hat eine Pizzeria eröffnet.

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Eine neue Pizzeria ist sicher das, was Wien aktuell gastronomisch gesehen am wenigsten braucht. Gefühlt scheinen sich die Gastwirtschaften mit angedocktem Pizzaofen demnächst der Einwohnerzahl anzunähern; es darf stark vermutet werden, dass hinter dem Boom wirtschaftliche Überlegungen stehen: Pizza funktioniert immer halbwegs gewinnbringend – und den meisten Menschen mundet sie einfach.

Insofern erscheint es logisch, dass die Wiener-Schnitzel-Macht Figlmüller ebenfalls ein Eck vom omnipräsenten Fladenbrot abhaben möchte. Dezente Dolce-Vita-Erfahrungen hat man im Konzern mit dem ebenfalls heuer eröffneten „Café am Dom“ am Stephansplatz ja bereits sammeln können – jetzt, ein paar Schritte die Rotenturmstraße hinunter, tauscht man im „Figoletta“ die 1er-Panier vollständig gegen die Cucina Italiana ein.

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Wobei, so ganz stimmt das dann doch nicht: Die aus Neapel bekannte Pizza fritta (Bild ganz oben) wird hier schon nach Wiener Art paniert und frittiert. Sie hört hier auf den Namen „Figolino“ – und löst doch ein wenig Stirnrunzeln aus. Nicht nur, weil man in hiesigen Breitengraden den frittierten Pizzateig eher selten sieht, sondern auch wegen der Kennzeichnung als Vorspeise mit dem Zusatz „Teilen erlaubt – aber nicht verpflichtend“. Die Portionsgröße entspricht definitiv der eines Hauptgangs, Spaß macht das dreimal unterschiedlich belegt Pizzaschnitzel trotzdem: Die Version „Vitello tonnato“ wurde mit Thunfischcreme, Kalbfleisch, Zitrone und einem Klecks Senf getoppt. Klingt verquer, hat geschmacklich Brettljausen-Charakter und überzeugt trotzdem. Etwas weniger auffällig ist die Variante „Marinara“, das liegt am klassischen Belag: Tomatensauce, eingelegte Tomaten und Sardinen – leiwand. Dann gibt es noch eine dritte Variante mit Stracciatella, Prosciutto und – vermutlich, damit es zumindest ein bisschen gesund aussieht – einem Blatt Basilikum obendrauf. Die Dinger hinterlassen einen bleibenden Eindruck – spätestens im Hüftbereich.

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Jetzt aber zur richtigen Pizza, dort macht Figlmüller das folgende Versprechen: „Ein Teig, der lange ruht und das Beste zweier Welten vereint – die luftige Leichtigkeit und Saftigkeit der neapolitanischen Pizza mit der feinen Knusprigkeit und Struktur der römischen Schule“. Dieses Versprechen wird auch tatsächlich eingelöst – hochwertig ist zudem der Belag der „Cardinale Viennese“ (Bild oben). Der Wien-Einschlag kommt aus dem Umstand, dass der Beinschinken aus der allseits beliebten Wiener Schinken-Manufaktur Thum obendrauf liegt. Und da er keiner maximalen Hitzebehandlung ausgesetzt wurde, kann man das auch schmecken. Dazu gibt’s zweimal Käse, einen Fior-di-Latte-Mozzarella und darüber noch Stracciatella di Bufala. Mit dem Rucola-Topping übertreibt man es hier nicht (wie sonst leider häufig).

Auf der Karte gibt es noch ein weiteres, seltenes Highlight, das perfekt in das Figlmüller-Portfolio passt: ein Cotoletta alla Milanese, das Mailänder Kotelett (Bild unten). Der nach Wiener Art gebackene Kalbsrücken, hier noch am Knochen und mit Erdäpfelsalat als Beilage, macht optisch viel her, und geschmackstechnisch gelingt diese Pflichtübung auch.

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Wir gratulieren allen, die danach noch den „Apfelstrudel 3.0. Pizza dolce“ (Bild unten) ohne Probleme zu sich nehmen können: Die auf Pizzateig drapierten Apfelstücke mitsamt Mascarponecreme, Haselnuss und Pistazie schmecken zwar super, aber die Portionsgröße stimmt leider nicht – Teilen sollte hier verpflichtend angeordnet werden.

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Klingende Namen kommen häufig nicht von ungefähr – Hans und Thomas Figlmüller wissen einfach genau, wie Gastronomie für ein großes Publikum heute funktionieren muss. Sie bieten gutes Essen und bauen einen kleinen Erlebnisfaktor ein. Dabei gelingt es, sich nicht zu sehr von der Kernmarke zu entfernen und trotzdem etwas nicht ganz Alltägliches zu bieten – neben den unzähligen anderen Pizzerien in Wien. Und man geht aus der „Figoletta“ auch definitiv satt raus – so viel ist sicher.

Stimmung: Weaner Italiener 
Empfehlung: Teilen 
Preisverhältnis: Vorspeisen: 6 bis 28 Euro, Pizzen 13 bis 29 Euro, Cotoletta alla Milanese 39 Euro, Nachspeisen 8 bis 12 Euro

Figoletta
Rotenturmstrasse 11
1010 Wien 
figoletta.at

Stephan Graschitz

Stephan Graschitz

ist als Chef vom Dienst bei profil tätig.