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Graswurzelbehandlung

Was hat sich seit der Legalisierung von Marihuana in Oregon geändert?

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"Wer hier keine Hühner im Hinterhof hat, ist vermutlich Republikaner“, lautet ein geläufiges Diktum im Urban-Gardening-affinen Portland - und als Republikaner verdächtigt zu werden, ist wohl das Einzige, was im liberalen Portland nicht in Ordnung ist.

Die lokale Geflügel-Konjunktur schwächelt derzeit freilich ein wenig; ein anderes agrarisches Produkt ist dafür stark im Kommen: Seit Juli 2015 dürfen in Oregon pro volljähriger Person vier Marihuana-Pflanzen für den Eigengebrauch herangezüchtet werden. Seit Oktober 2015 kann man gegen Vorlage eines Ausweises bis zu sieben Gramm Gras pro Tag in einer der (inzwischen äußerst zahlreichen) "Marihuana-Apotheken“ Portlands kaufen. Als vierter US-Staat hat Oregon Marihuana auch für den Freizeit-Gebrauch (und eben nicht nur für medizinische Zwecke) freigegeben. Das Geschäft boomt: Nur noch 15 Prozent der über 300 registrierten "Apotheken“ bieten medizinisches Marihuana an - das Gros spezialisiert sich darauf, Cannabis als Lifestyleprodukt zu etablieren.

3,48 Millionen Dollar, umgerechnet 3,1 Millionen Euro, nahm der Bundesstaat allein im ersten Monat nach der Legalisierung an Steuern ein - eine Summe, die sogar die vorläufige Ganzjahresprognose übertraf. Inzwischen ist die 250 Millionen Dollar schwere Gras-Industrie zu einer der wichtigsten im ganzen Staat angewachsen - und verhilft sogar den mit schwindenden Leserzahlen kämpfenden Medienhäusern zu mehr Umsatz. "Wir machen ziemlich viel Profit auf Gras-Basis”, bestätigt Mark Zusman, Chefredakteur und Herausgeber der örtlichen Wochenzeitung "Willamette Week“. Einschlägige Werbe-Inserate sowie eigene Marihuana-Spezialhefte ("Potlander“), gefüllt mit Cannabis-Tests und Apotheken-Bewertungen, generieren neue Umsätze und locken junge, längst verloren geglaubte Leser zurück zum Printprodukt. Apropos "verloren geglaubt“: Etliche kiffende Berufsjugendliche, bisher Sorgenkinder der Gesellschaft, finden in der neuen Hanf-Kultur Oregons ganz unerwartete Betätigungsfelder - und als Weed-Connaisseur, Cannabis-Experten oder "Budtenders“ (so nennt sich das Verkaufspersonal der Marihuana-Apotheken) zu ungewohnter gesellschaftlicher Anerkennung.