Qual der Wahl für Englands Teamchef Roy Hodgson

Kopfweh und Sturm-Debatte dank Hodgsons Händchen

Er könne sich nicht erinnern, in seiner Laufbahn jemals einen besseren Doppeltausch vorgenommen zu h

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Er könne sich nicht erinnern, in seiner Laufbahn jemals einen besseren Doppeltausch vorgenommen zu haben, meinte Hodgson, der Vardy und Sturridge zur Pause für die glücklosen Harry Kane und Raheem Sterling gebracht hatte. "Das war wahrscheinlich meine beste Entscheidung bisher bei dem Turnier, aber es sind ja erst zwei Partien gespielt", scherzte der 68-Jährige.

Lange Zeit war Englands Coach als konservativ verschrien - während der EURO beweist er wie schon bei der Nominierung des extrem jungen Kaders Mut zum Wagnis. "Roy musste seinen Kopf riskieren und diese Wechsel machen. Sie waren mutig und sie waren richtig", schrieb der frühere England-Kapitän Alan Shearer in der "Sun".

"Das wird ein Merkmal dieses Turniers werden", sinnierte Hodgson bei der Pressekonferenz über das Thema Einwechslungen. "Bei Frankreich gegen Albanien war es eine ähnliche Situation, als Pogba und Griezmann auf das Feld gekommen sind, hat das den Franzosen zum Sieg verholfen", sagte Hodgson, der in der Schlussphase zudem noch den 18-jährigen Marcus Rashford als jüngsten Spieler der englischen EM-Geschichte aufs Feld schickte. Der Youngster von Manchester United war vier Tage jünger als Teamkollege Wayne Rooney bei seiner Turnier-Premiere vor zwölf Jahren in Portugal.

Im letzten Match am Montag in Saint-Etienne gegen die unberechenbare Slowakei steht nun der Gruppensieg auf dem Spiel. Das Achtelfinal-Ticket könnte den Engländern nur durch äußerst unglückliche Umstände noch aus den Händen gleiten. Schon mit einem Remis wäre man fix weiter - und selbst im Falle einer Niederlage stehen die Chancen gut, als einer der besten Dritten aufzusteigen.

Bis Montag wird die Frage, wer für England stürmt, Hodgson - und auch die englischen Fans - beschäftigen. "Es wäre dumm, in der Freude über diesen späten Sieg zu viel über meine Pläne gegen die Slowakei zu verraten", wollte sich der Teamchef nicht in die Karten blicken lassen. Fakt ist: Weder Premier-League-Torschützenkönig Kane noch Sterling überzeugten bisher - und stehen nun vor der Verbannung auf die Bank. "Wenn sich der Mut für Hodgson bezahlt gemacht hat, warum sollte er jetzt damit aufhören?", fragte der "Guardian".

Vardy will allerdings auch nach seinem Ausgleichstreffer keine großen Ansprüche stellen. "Ich bin auch glücklich, wenn ich eingewechselt werde", sagte der von mehreren Clubs umgarnte Angreifer von Englands Meister Leicester City. "Es ist die Sache des Trainers, wann er mich einsetzt. Es ist Turnier-Fußball. Es können nicht mehr als elf starten", meinte der Noch-Kollege von ÖFB-Kapitän Christian Fuchs.

Wales-Teamchef Chris Coleman sprach nach der bitteren Niederlage von einem Tiefpunkt in seiner Trainer-Laufbahn. "Wir haben gegen ein gutes Team gespielt. Ich habe das vor dem Spiel gesagt. Es war ein schwieriges Spiel. Aber niemand kann mir sagen, dass meine Spieler das verdient haben", sagte der 46-Jährige.

Im Vorfeld der Partie hatte Gareth Bale mit provokanten Aussagen gegenüber den Engländern reichlich Öl ins Feuer gegossen. Den Beweis, besser als der Rivale zu sein, blieben die Waliser aber schuldig. Das 1:0 durch Superstar Bale, der den ersten und einzigen Torschuss vor der Pause abgab, war auch schon der Höhepunkt. Ohne die unfreiwillige Hilfestellung von Englands Goalie Joe Hart wäre der Freistoß aus weit über 30 Metern zudem wohl nicht ins Tor gegangen.

"Wir müssen drüber wegkommen. England hat das auch geschafft", meinte Coleman. "Wir müssen dasselbe tun." Am Montag trifft Wales in Toulouse auf Gruppen-Schlusslicht Russland. "Wir werden weiterkämpfen", versprach Bale.