Mavie Hörbiger spielt in „Burgtheater” den Großvater und Publikumsliebling Paul.

Mavie Hörbiger: „Die Katastrophe walzt auf uns zu“

Mavie Hörbiger spielt im Stück „Burgtheater“ Schorsch, jene Figur, für die ihr Großvater Paul die Vorlage liefert. Ein Gespräch über Faschismus, Ängste, die Unsicherheit des Berufs und die Last des Namens.

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Das Gespräch mit Mavie Hörbiger fand einige Tage vor der Premiere des Stücks „Burgtheater” im Café Eiles, ihrem Stammcafé, statt. Zum damaligen Zeitpunkt ahnte niemand, dass Elisabeth Orth, ihre Tante, die Burg-Doyenne und Tochter von Paula Wessely und Attila Hörbiger ( um die NS-Verstrickungen des Starpaars  geht es in diesem Stück hauptsächlich)  wenige Tage später sterben würde. Eine Nachricht, die Mavie Hörbiger unter Schock setzen sollte. Im profil-Telefonat sagt sie: „Es war ein schlimmer, schockierender  Moment , als wir die Nachricht von Elisabeths Tod nach der Generalprobe bekamen. Ich war erstaunlich ruhig, wie im Trance, aber es setzte mir sehr, sehr zu.” Ein halbes Jahr zuvor war die 45jährige Burgschauspielerin, Enkelin des Publikumlieblings Paul Hörbiger, noch mit dem Elisabeth-Orth-Preis ausgezeichnet worden: „Das war für mich eine so wichtige Auszeichnung, einen Preis mit ihrem Namen zu bekommen, und gleichzeitig ein solcher Befreiungsschlag. Sie hat mir unglaublich schön gratuliert, aber den Inhalt möchte ich lieber privat halten.” 

„Stopp der FPÖ“ hieß eine Künstlerinitiative vor der Nationalratswahl, an der Sie teilgenommen haben. Wie haben Sie reagiert, als es Anfang Jänner ganz nach einem Volkskanzler Kickl ausgesehen hat?

Mavie Hörbiger

Ich habe mich ziemlich betrunken und bin schluchzend mit den Worten „Wir haben verloren, wir haben verloren“ eingeschlafen. Ich war am Boden zerstört.

Kann man sich angesichts dieser Regierungskonstellation entspannt zurücklehnen?

Hörbiger

Überhaupt nicht. Die Plakate der Wiener Festwochen werden zerstört. Das Sujet mit zwei sich küssenden Jungs wurde angezündet, der schwangeren Frau auf einem anderen Sujet der Bauch herausgeschnitten. Wir befinden uns gerade in einem kurzen Moment, wo wir noch tun und sagen dürfen, was wir wollen.

Das heißt, die Katastrophe, sprich das Abdriften in den Faschismus, ist unausweichlich?

Hörbiger

Die Katastrophe walzt unvermeidlich auf uns zu, wie ein Tsunami. Ich bin überzeugt davon, dass in zehn Jahren alles in Schutt und Asche liegen wird. Diese alten weißen Männer wie Trump oder Orbán, die jetzt gerade noch am Drücker sind, tun gegenwärtig alles dafür – rasch noch, bevor ihnen die Macht wieder weggenommen wird.

Angelika Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort