Analog ist komplexer

Naked Lunch trifft auf Händels Barockoper "Alcina"

Pop. Händels Barockoper "Alcina" wird mit Musik der Indie-Band Naked Lunch erweitert

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In einer Welt, in der sich Macht nur noch über die Anzahl der Follower und Facebook-Friends definiert, gilt "Alcin@“ als Königin der Klicks und Likes. Ihre Liebhaber wechselt sie im Takt ihres Computerprozessors - bis sie sich eines Tages tatsächlich verliebt. Damit fällt sie in die analoge Welt zurück - und ins Unglück. Denn echte Gefühle lassen sich nicht so einfach umprogrammieren wie eine Statusmeldung. Der aus Kärnten stammende Autor und Regisseur Bernd Liepold-Mosser versetzt die Handlung der bekanntesten Barockoper Händels im Landestheater Bregenz in das Universum der digital natives, belässt jedoch streckenweise die Originalkomposition und setzt auf klassische Kostüme. Wenn die Cembaloklänge verhallen und sich die grazilen Sopranistinnen mit den weißen Perücken von der Bühne winden, lüftet sich der barocke Himmel und gibt den Blick frei auf eine kahle Bühne mit pixelartiger Beleuchtung.

Wie ein digitales Bild aus einzelnen Lichtpunkten besteht, zerlegt Liepold-Mosser "Alcina“ in seine theatralischen Einzelkomponenten und setzt die Oper mit einer modernen Sprechtextfassung und elektronisch-melancholischen Liedern der Indie-Band Naked Lunch neu zusammen. Es gelingt ihm, Genres, die unterschiedlicher nicht sein könnten, auf stimmige Weise zu verbinden.

Tina Goebel