Usain Bolt

Olympia 2016 im Rückblick: Das waren die Highlights

Bolt, Phelps, Fischi & Co.: Was uns von den Spielen in Rio in Erinnerung bleiben wird.

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Ein Inselstaat im Freudentaumel

43:7 hieß es am Ende. Der kleine Inselstaat Fidschi hatte im Herren-7er-Rugby-Finale Großbritannien regelrecht vorgeführt. Die soeben errungene Goldmedaille war gleichbedeutend mit dem ersten Edelmetall, das die Republik im Südpazifik überhaupt je bei Olympischen Spielen gewinnen konnte. "Das war brillantes, atemberaubendes Rugby", fand der unterlegene britische Trainer Simon Armor anerkennende Worte für das Team um Kapitän Osea Kolinisau, das sich nach dem Schlusspfiff noch zu einer hochemotionalen Gesangseinlage auf dem Spielfeld versammelte.

Es darf vermutet werden, dass fast alle der insgesamt rund 900.000 Einwohner des Inselstaates den Triumph ihrer Mannschaft live vor dem Fernseher mitverfolgt haben. "Zu Hause stoppt das Leben und so, wie wir heute gespielt haben, wird unser Land, dieser Punkt auf der Weltkarte, hoffentlich bekannter werden", jubelte auch Premierminister Frank Bainimarama. Der 22. August - Tag der Rückkehr der fidschianischen Helden in ihre Heimat – wird übrigens in Zukunft ein nationaler Feiertag sein.

Das Rugby-Team aus Fidschi begeisterte alle.

Die Tennis-Sensation

Zählte Fidschi vorab zumindest zu den Mitfavoriten auf den Olympiasieg, kam es im Tennis-Turnier der Damen zu einer faustdicken Überraschung: Die 22-jährige Puerto Ricanerin Mónica Puig, Nummer 35 Welt, bezwang im Finale die Weltranglistenzweite Angelique Kerber aus Deutschland. Für Puerto Rico war es ebenfalls das erste Gold in der Olympiageschichte und Puigs Triumph wurde in ihrer Heimat nicht minder bejubelt als der Rugby-Coup auf Fidschi.

Mónica Puig konnte ihr Glück kaum fassen.

Premierenerfolge

Die Erfolge von Fidschi und Puig stehen überhaupt sinnbildlich für einen der schönsten Aspekte der Spiele in Rio: Viele Länder durften nämlich zum allerersten Mal in ihrer Geschichte über einen Olympia-Sieg jubeln.

Der 21-jährige Schwimmer Joseph Schooling versetzte sein Heimatland Singapur nach seinem Triumph über die 100 Meter Delfin in Trance. Der Schütze Xuan Vinh Hoang holte das erste Gold in der Olympiageschichte Vietnams. Die Judoka Majlinda Kelmendi sorgte dafür, dass sich die Republik Kosovo gleich bei ihrem ersten Antreten über einen Olympia-Sieg freuen durfte. Cheick Cisse versetzte mit seinem Taekwondo-Final-Sieg in der Klasse bis 80kg die Elfenbeinküste in einen Freudentaumel. Ebenfalls im Taekwondo holte Ahmad Abughaush aus Jordanien das erste Gold für sein Land, während Dilschod Nasarow aus Tadschikistan im Hammerwurf den ersten Olympia-Sieg seiner Heimat fixierte.

Joseph Schooling holte erstmals Gold für Singapur.

Rekord für die Ewigkeit

Das wird wohl nie wieder zu toppen sein: Mit fünf Gold- und einer Silbermedaille schraubte Michael Phelps sein olympisches Medaillenkonto auf insgesamt 28 (23x Gold, 3x Silber, 2x Bronze). Den Titel „Größter Schwimmer aller Zeiten“ hatte Phelps bereits vor Rio sicher – in Brasilien zeigte es der 31-jährige noch einmal allen, die ihn vorschnell abgeschrieben hatten.

Michael Phelps

Der Größte aller Zeiten

Noch heller als Phelps Stern strahlte in Rio nur jener einer anderen Ikone, der bezüglich Dominanz, Ausstrahlung und Charisma sporthistorisch wohl nur mehr der große Muhammad Ali das Wasser reichen kann: Usain Bolt holte zum dritten Mal in Folge Gold über die 100m, die 200m und in der 4x100m-Staffel und krönte sich einmal mehr zum unantastbaren „König der Leichtathleten“.

Ein Land nimmt Revanche

Zum emotionalen Höhepunkt aus Sicht des Olympia-Gastgebers wurde das Finale im Herren-Fußball. Nach Brasiliens 5:4-Erfolg im Elfmeterschießen gegen Deutschland liefen im Maracanã-Stadion nicht nur Neymar Tränen der Freude über das Gesicht. Der Superstar der „Seleção“ hatte den entscheidenden Penalty verwandelt und seinem Land damit eine späte Genugtuung für die 1:7-Halbfinal-Pleite bei der WM 2014 verschafft. "Die Menschen im ganzen Land können wieder stolz und selbstbewusst sein. Der brasilianische Fußball ist nicht tot", meinte Trainer Rogério Micale.

Neymar hatte Grund zum Jubeln

Der Diskus-Kasperl

Einen beispiellosen Shitstorm handelte sich der frischgebackene deutsche Diskus-Olympiasieger Christoph Harting ein. Als die deutsche Nationalhymne gespielt wurde, pfiff der 25-Jährige vor sich hin, hielt die Arme verschränkt und alberte herum. Außerdem weigerte er sich, nach dem Sieg mit deutschen Reportern zu sprechen. Das kam in seiner Heimat gar nicht gut an – Harting wurde so in rekordverdächtiger Zeit vom Helden zum Hampelmann. „Gold im Diskus ist echt super geil!!! Aber für dieses Verhalten schäme ich mich in Deutschland vor dem TV! Sorry aber dann würde ich lieber auf diese Medaille verzichten...“, twitterte etwa der Weitsprung-Europameister Sebastian Bayer.

Christoph Hartings Benehmen bei der Siegerehrung kam in Deutschland nicht so gut an.

Der letzte seiner Art

Es war teilweise ganz große Fernsehunterhaltung, was Kommentatoren-Legende Sigi Bergmann bei seinen wohl letzten Olympischen Spielen abgeliefert hat. Nicht wenige verfolgten die Box-Wettbewerbe wohl nur wegen ihm. Die wieder einmal kultverdächtigen Auftritte des mittlerweile 78-Jährigen werden in Zukunft sehr fehlen: Ein Nachfolger, der Bergmann auch nur halbwegs das Wasser reichen könnte, ist nämlich weit und breit nicht in Sicht.

Sigi Bergmann