Oscars 2014

Oscars 2014: Wer gewinnen sollte...

Hollywood. Wer gewinnen sollte, aber kaum gewinnen wird

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Bester Film: Spike Jonze - „Her“
Unter den neun Filmen, die in der Nacht vom 2. auf 3. März in Hollywoods Dolby Theatre den wichtigsten aller Academy Awards gewinnen könnten, ist jener, den Spike Jonze („Adaptation“) inszeniert hat, der leiseste und hintergründigste: Die Erzählung um einen einsamen Berufs- Gefühlsbriefeschreiber (Joaquin Phoenix), der sich in die Stimme seines Computer-Betriebssystems verliebt, besticht durch sanft-futuristisches Design und exzentrische Weltsicht. Hat nicht einmal Außenseiterchancen.

Bester Schauspieler: Chiwetel Ejiofor („12 Years a Slave“)
Ob der Star des Werks, dem die meisten Chancen auf Oscar-Haupttreffer eingeräumt werden, in der Hauptdarstellerkategorie siegen wird, steht zu bezweifeln: Verdienen würde Chiwetel Ejiofor dies. Aber die Neigung der Academy zur Weißwahl ist leider bekannt.

Beste Schauspielerin: Amy Adams („American Hustle“)
Das It-Girl des US-Gegenwartskinos – Amy Adams absolviert etwa auch in „Her“ eine feine Nebenrolle – wird gegen Cate Blanchett („Blue Jasmine“) mutmaßlich den Kürzeren ziehen. Zu wenig manieriert erscheint das Spiel Adams‘ vielen Juroren wohl.

Beste männliche Nebenrolle: Jonah Hill („The Wolf of Wall Street“)
Ohne den humoristischen (und auch gespenstischen) Overdrive des kalifornischen Komikers Jonah Hill wäre Martin Scorseses Wall-Street-Epos nur der halbe Spaß – und nicht annähernd so originell. Gegen Jared Leto („Dallas Buyers Club“) und „Slave“-Treiber Michael Fassbender wird Hill aber kaum reüssieren.

Beste weibliche Nebenrolle: Sally Hawkins („Blue Jasmine“)
Zu den Tugenden einer so formidablen Schauspielerin wie Sally Hawkins gehört es, KollegInnen nicht auszustechen, sondern ihnen zuzuspielen, sie besser und souveräner aussehen zu lassen. Genau deshalb wird Hawkins als Best Supporting Actress in der kommenden Oscar-Nacht wohl nicht in Frage kommen.

Beste Kameraführung: Bruno Delbonnel („Inside Llewyn Davis“)
Das skandalös unternominierte, subtil-bizarre Folk-Juwel der Gebrüder Coen sollte wenigstens, gleichsam als Trostpreis, den Oscar für die beste Kameraarbeit erhalten. Doch leider: Die „triumphale“ Special-Effects-Fotografie in „Gravity“ wird schwer zu schlagen sein.

Beste Regie: Martin Scorsese („The Wolf of Wall Street“)
Die sichere Hand und die Risikobereitschaft des alten Meisters, der mit seiner „Wolf“-Comedy die Zonen des avancierten Slapstick betreten hat, werden auch heuer nicht belohnt werden. Als Favorit gilt, of all people, „Gravity“-Chef Alfonso Cuarón. Die Welt ist ungerecht.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.