
Kultklub aus dem Hernalser Stadtteil Dornbach: Eingang zur Friedhofstribüne
Kultklub aus dem Hernalser Stadtteil Dornbach: Eingang zur Friedhofstribüne
PSG beim Wiener Sportklub: Friedhof voller Fußballnarren
Gleich zu Beginn sorgt Sportklub-Präsident Manfred Tromayer für Gelächter in Dornbach. „Wir haben heute etwas Besonderes für euch: Heiße Würsteln, kaltes Bier und Paris Saint-Germain ist auch hier. Viel Spaß!“
Kurz darauf läuft die Millionentruppe aus Frankreich Seite an Seite mit den Hobbykickern aus der Regionalliga Ost auf das Spielfeld. Aus den Lautsprechern erklingt „Aux armes citoyens! Formez vos bataillons!“, die französische Nationalhymne „La Marseillaise“.
Immerhin hatten wir diesmal Strom und kaltes Bier
Nach dem spanischen Spitzenklub Valencia gastierte am vergangenen Sonntag der französische Meister als Testgegner am Hernalser Sport-Club-Platz, das älteste noch bespielte Fußballstadion in Österreich.

Zuschauer stehen auf einer Tribüne bei einem Fußballspiel.
Die Friedhofstribüne: Herzstück ohne Dach über dem Kopf
Für den Wiener Verein sind internationale Auftritte eine willkommene Abwechslung. Geht es doch ansonsten für den Sportklub in der dritten Liga im baufälligen Stadion Saison für Saison gegen den Abstieg.
An diesem sommerlichen Julitag ist von Regionalliga-Flair jedoch nicht viel zu spüren: Volles Haus mit knapp 8000 Zusehern, lange Schlangen vor den Getränkeständen, Dutzende Autogrammjäger und ein Weltmeister auf der Trainerbank (Laurent Blanc) – auch wenn Topstars wie Zlatan Ibrahimovic, David Luiz oder Edison Cavani noch im Urlaub weilten.

Ein „Alszeilen“-Magazin des Wiener Sportklubs liegt neben einem Teller mit Essensresten.
Doch nicht in Dornbach: Superstar Ibrahimovic weilte noch im Urlaub.
Letzteres sorgte nach dem Spiel bei so manchem Fan für Unmut. Immerhin wurde bereits seit Wochen mit namhaften Spielern die Werbetrommel gerührt. Stichwort: „David gegen Zlatan.“ Dass dann nur die B-Mannschaft von PSG auf dem Platz stand, machte für den Großteil der Zuseher keinen großen Unterschied.

Blick auf ein Fußballstadion mit Zuschauern auf den Tribünen und auf den Balkonen umliegender Wohnhäuser.
Mitten im 17. Balkonien grüßt die Nachbarn.
Valencia oder Paris? Hauptsache Dornbach
„Immerhin hatten wir diesmal Strom und kaltes Bier“, meinte nach dem Spiel Sportklub-Pressesprecher Marcel Ludwig. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Seit Jahren steht die Klubführung in Gesprächen mit der Stadt Wien um längst fällige Bauvorhaben umzusetzen. Während in Hütteldorf und Favoriten fleißig saniert und gebaut wird, muss der Sportklub sich stets mit notdürftigen Sanierungen über Wasser halten. Und das obwohl der Klub ein konstanter Publikumsmagnet ist und eine lebendige Fan-Kultur besitzt.

Ein Mann mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Valencia oder Paris, Hauptsache Dornbach“ und eine Frau mit einem Fanschal stehen zusammen.
"Valencia oder Paris? Hauptsache Dornbach." WSK-Fans Anita und Stephan auf der Alszeile hinter der Friedhofstribüne.
Die Fan-Szene zeigte sich auch an diesem Tag: Applaus für den Gegner, Trikots mit „Refugees welcome“-Druck, Anti-Rassismus-Spruchbanner, Zuschauer quer durch alle Schichten und eine ausgelassene Punkrock-Feier im Klublokal The Flag. Und zwischendurch wurde auch noch Fußball gespielt.
Gegen Paris Saint-Germain hat der Sportklub 0:3 verloren. Das Ergebnis hat aber an diesem Tag nicht viele Fans interessiert. Richtig spannend wird es erst kommenden Samstag, wenn der Sportklub im Cup gegen den niederösterreichischen Landesligisten Leobendorf antritt.

Eine Menschenmenge betritt oder verlässt einen erhöhten Fußgängerweg.
Baustelle statt Champions League: Seit Jahren ringt der Sportklub um eine Modernisierung des Stadions.