22. August Loriot, deutscher Satiriker und Humorist, 87

profil-Morgenpost: Können Sie Krise?

Guten Morgen!

Drucken

Schriftgröße

„Das was am Leben komisch ist, sind die Krisen. Alles, was nicht Krise ist, ist nicht komisch”, sagte Viktor von Bülow, der wäre er noch am Leben, sicher eine Latte Sketches über das Beziehungs-Leben in Coronistan ersonnen hätte.

Allerdings muss man hinzufügen: Loriots Credo funktioniert nur aus der Distanz eines zeitlichen Abstands. Ganz im Sinne eines anderen Satirikers namens Charlie Chaplin, der zeitlebens die Formel „Tragödie + Zeit = Komödie” zu seinem Lebensmotto gemacht hat.

Noch stecken wir mitten drinnen, in der größten Krise des 21. Jahrhunderts. Und dennoch können Sie wahrscheinlich an sich selbst, aber auch an Ihren Kindern, Freunden, Partnern und Verwandten beobachten, dass der Umgang mit der neuen Normalität und ihren Konsequenzen auf Menschen höchst unterschiedliche Auswirkungen hat.

Eine taufrische Studie des Instituts Integral über die österreichische Seele, die Edith Meinhart analysiert, zeigt, dass sich der „harte Kern der Besorgten” nach sieben Monaten im Ausnahmezustand, vor allen aus älteren Menschen, die aus gehobenem Milieu stammen und die Regierungsparteien wählen, zusammensetzt.

Mein Kollege Sebastian Hofer und ich stellten uns in der aktuellen Titelgeschichte die Frage, wie Resilienz, also seelische Widerstandsfähigkeit entsteht, ob man sie erlernen kann und wie sie sich im Lauf eines Lebens verändern kann. Gespräche mit Menschen, die schwere Schicksalsschläge erleben mussten, zeigen, dass es drei simple Punkte gibt, die die Krisenresistenz erhöhen: die Setzung von Nahzielen, die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte (analog oder virtuell, Hauptsache, dass sie statt finden) und eine Biografie, in der man seine Krisenfähigkeit schon erproben konnte. Resilienz, so sind sich die Experten einig, ist ein offenes System, das sich ständig verändern kann. Und ein Riesengeschäft: Das Angebot an Resilienz-Coachings und Seminaren ist bombastisch. Und nein, investieren Sie Ihr Geld lieber in eine Psychotherapie, wenn Sie verunsichert sind, denn diese Resilienz-kann-man-lernen-Workshops werden von allen Forschern als Abzocke und „gut verkäuflicher Unsinn”, so der deutsche Psychiater Manfred Lütz im Interview, charakterisiert.

Einen Genremix aus Tragödie und Komödie bieten die Chatprotokolle zwischen dem früheren FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und dem Unternehmer Siegfried Stieglitz, genießen Sie ein Mini-Dramolett, wie von Helmut Qualtinger und Thomas Bernhard nach einer langen Nacht erdichtet.

Am Ende des virtuellen Geplauders ließ Sigi seinen derangierten Kumpel am 2. 6. 2019 wissen: „Hallo Christian -Lass dich nicht unterkriegen...”

Nichts anderes können wir Sie bitten: Lassen Sie sich nicht unterkriegen!

Herzlichst

Angelika Hager

 

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort