Social Egg Freezing ist in Österreich verboten
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„Social Egg Freezing“: Warum Frauen ins Ausland müssen

Das Einfrieren von Eizellen, ist ohne medizinische Indikation in Österreich noch verboten – ein Anachronismus, der vom VfGH demnächst aufgehoben werden könnte. Es ist allerhöchste Zeit, Frauen ihre Lebensplanung zu überlassen.

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Die Babypartys ihrer Freundinnen sind der Horror schlechthin für Single-Frauen in der kritischen Fertilitätszone, also ab Mitte 30 – wobei sie dann vom medizinischen Standpunkt den Qualitätsgipfel ihrer Eizellen ohnehin schon um mehr als zehn Jahre überschritten haben.Die US-Autorin, Regisseurin und Schauspielerin Leah McKendrick hat aus dieser vertrackten Situation, die sich im sozialen Bermudadreieck zwischen glückstrunkenen Erstgebärenden und lausigen Dates mit Online-Flirts abspielt, aus persönlicher Betroffenheit 2023 den Film „Scrambled“ gemacht. Wie ihre Antiheldin Nellie ließ auch McKendrick mit 30 Jahren ihre Eizellen einfrieren, nachdem ihr Gynäkologe sie auf ihre dramatisch sinkende Fruchtbarkeit aufmerksam gemacht hat und sich kein Mann in Griffnähe befand, mit dem an Familiengründung zu denken war.

„Du kannst dich noch mit 70 mit einer 30 Jahre jüngeren Influencerin fortpflanzen“, erklärt ihre Nellie einem Kollegen, „aber bei mir fährt der Zug demnächst ab.“

Wobei auch späte Möchtegern-Väter sich im Klaren darüber sein sollten, dass die Spermienqualität ab 40 Jahren deutlich abnimmt und das Risiko für Fehlgeburten und genetische Veränderungen steigt.

„Social Egg Freezing“, das Einfrieren entnommener Eizellen, ist in Österreich zu einem emotional aufgeladenen gesellschaftspolitischen Thema geworden, weil noch immer verboten – im Gegensatz etwa zu Deutschland, Dänemark, Tschechien, Griechenland, Polen oder Spanien.

Das Verbot könnte jedoch demnächst gekippt werden, was Frauen, die ihre Mutterschaft auf später vertagen wollen, das Leben erheblich erleichtern und das ab Mitte 30 immer lautere Ticken der biologischen Uhr zum zumindest kurzfristigen Verstummen bringen würde. Dass Handlungsbedarf geboten ist, zeigen dramatisch niedrige Fertilitätsraten in Österreich: 2024 wurde mit einem Durchschnittswert von 1,31 Kindern pro Frau die niedrigste Rate seit den ersten Messungen 1960 erhoben. Dass Bildung, Einkommen und Autonomie Faktoren sind, die eine Familiengründung verzögern oder ganz ausschließen, zeigt sich auch daran, dass unter Akademikerinnen zwischen 35 und 39 Jahren rund 36 Prozent kinderlos sind, aber nur 17 Prozent mit einem niedrigeren Bildungsniveau.

Angelika Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort