Kann Spanien seinen Titel verteidigen?

Spanier wollen nach Achtelfinaleinzug "alles gewinnen"

"Wir haben uns schon nach zwei Spieltagen das Weiterkommen gesichert. Das ist ein sehr gutes Zeichen

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"Wir haben uns schon nach zwei Spieltagen das Weiterkommen gesichert. Das ist ein sehr gutes Zeichen. Ich bin sehr zufrieden", freute sich Spaniens Teamchef Vicente del Bosque nach dem bisher höchsten Sieg im laufenden Turnier in Nizza. Die Türken waren chancenlos, kamen aus dem Spiel heraus zu keiner Topchance, blieben ohne Torschuss. "Sie hatten keine Chance. Wir haben es uns selbst leichter gemacht als noch gegen Tschechien und das Spiel über 90 Minuten kontrolliert", sagte der 65-Jährige.

Von einem Offensivproblem in den Reihen der Iberer ist keine Rede mehr. Alvaro Morata glänzte mit einem Doppelpack (34., 48.), sein Sturmpartner Nolito als Torschütze (37.) und Assistgeber. Daneben stand der zum zweiten Mal hintereinander zum "Man of the Match" gewählte Andres Iniesta als Regisseur im Mittelfeld im Mittelpunkt. "Ich bin sehr glücklich, wir haben schöne Tore geschossen und freuen uns, dass wir nach zwei Spielen so dastehen", verlautete Morata nach seinem Doppelpack im Stade de Nice.

Der 23-jährige Juventus-Turin-Stürmer trug sich damit gleich bei seinem ersten großen Turnier in die Schützenliste ein. "Ich war es gewohnt der spanischen Nationalmannschaft bei Turnieren im Fernsehen zuzuschauen und jetzt genieße ich es ein Teil davon zu sein. Es ist ein Traum", erklärte Morata. Seit seinem Debüt am 15. November 2014 hat er es mittlerweile auf elf Teameinsätze gebracht. Sen Torkonto schraubte er am Freitag auf fünf Treffer.

"Wenn die Dinge gut laufen, wird man gelobt. Aber das kann sich auch schnell ändern, das wissen wir auch", sagte Morata. Geht es nach ihm soll das aber nicht passieren. "Wir haben eine unglaublich gute Atmosphäre im Team. Jetzt wollen wir das letzte Spiel gewinnen - und alles gewinnen", hat der Angreifer den ganz großen Coup im Visier.

Die spanischen Medien trauen der "Furia Roja", die 628 von 674 Pässen an den Mann brachte, mittlerweile die Fortsetzung der EM-Titel-Serie wieder zu. "Der Coup der Meister", titelte "Mundo Deportivo". Und die Sportzeitung "Marca" schrieb fasziniert: "Es war, als ob man mit Kindern und Großeltern zum Cirque de Soleil ginge. Einfach zum Genießen." Auch in Frankreich wurde der starke Auftritt der Iberer wahrgenommen. "Quelle Fiesta", titelte das Sportblatt "L'Equipe" am Samstag.

Der Europameister von 2008 und 2012 durfte sich auch über ein Jubiläum freuen, hat jetzt als erste Nation 100 Spiele bei einer EM (inklusive Qualifikation) gewonnen. Ungeschlagen sind die Spanier bei der EM mittlerweile seit 14 Partien, bei den jüngsten sieben Begegnungen blieben sie ohne Gegentreffer. Diese Serien gilt es nun am Dienstag gegen Kroatien fortzusetzen, schon ein Punkt reicht Spanien zum Gruppe-D-Sieg.

Die Türken können nur mehr darauf hoffen, als einer der besten vier Dritten weiterzukommen. Bei den bisherigen Vorstellungen scheint aber auch ein dafür unbedingt notwendiger Sieg gegen Tschechien schwer zu erreichen. "Die ersten 30 Minuten waren okay, aber dann haben wir durch individuelle Fehler zwei Gegentore kassiert. Das Team hat dann das Handtuch geworfen, so etwas ist nicht zu akzeptieren. Ich bin sehr verärgert", resümierte Teamchef Fatih Terim.

Nicht positiv für die Türken ist auch, dass die Stimmung rund um das Team vergiftet ist. Kapitän Arda Turan wurde von den eigenen Fans in der zweiten Hälfte bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. "Er ist einer unserer wichtigsten Spieler, so etwas sollte nicht sein. Niemand verdient sich das", sprach Terim Klartext. Schon nach dem 0:1 gegen Kroatien war der Barcelona-Spieler in der Heimat als einer der Sündenböcke ausgemacht worden.

"Wieder eine schmerzliche Enttäuschung", klagte die Tageszeitung "Milliyet". Für die Sportzeitung "Foto Mac" ist das EM-Aus schon besiegelt: "Adios!", titelte sie. Die Spieler haben noch Hoffnung. "So lange die theoretische Chance da ist, werden wir alles versuchen", sagte Nuri Sahin. Ein Nachspiel wird es auch noch geben, wegen Fehlverhalten der türkischen Fans, die u.a. bengalische Feuer gezündet hatten.