PROMI-DINNER: Dalí-Vision zum Thema "Nachspeise"
Bild anzeigen

Surrealistisches Kochbuch

Salvador Dalís "Die Diners mit Gala".

Drucken

Schriftgröße

Zur Erstveröffentlichung von "Die Diners mit Gala“ im Jahr 1973 wurde Salvador Dalís surrealistische Kochbuch-Spinnerei schnell als das wahrgenommen, was sie war: eine Provokation. Aber auch zur Neuauflage vier Jahrzehnte später hat das Werk nichts von seiner Wirkung eingebüßt, wenngleich sich die Ursachen doch etwas verkehrt haben: Den heutigen Leser verstören weniger Dalís sexualisierte Bildcollagen oder seine reichlich versponnene Völlerei-Philosophie, sondern vielmehr die Szenen aus dem richtigen Leben, konkret: aus der damaligen französischen Spitzengastronomie. Glänzende Schinken, triefende Saucen, Suppenschüsseln voller Trüffelknollen und eine Farbpalette in sattem Braun-Rot-Gold ergeben einen wahnwitzig barocken Anblick, der jeden modernen Quinoa-Fan zutiefst erschüttern wird. Zeitlos schön dagegen Dalís famose Kapitelüberschriften ("Weiche Uhren im Halbschlaf“ überschreibt die Abteilung Schweinefleisch, und in "Schillernde Sputniks - auf der Erde zu Haus“ geht es natürlich um Schnecken und Frösche) sowie die 136 Originalrezepte seiner Gala-Diners, zum Beispiel: Rebhuhn auf Toast, Rumpsteak "Eros“ oder "Kaiserlicher Pfau inmitten seines Hofstaates“ (welcher unter anderem aus Wachteln, Speck und Entenleberpastete besteht). Und nein: Das ist keine surrealistische Spinnerei. Sondern französische Hochküche.