Schmerzhafteste Absurdität der jüngeren Fernsehgeschichte

Sven Gächter: Mediamarkt

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Die gebührenpflichtigen Leistungen des ORF werden in der Regel kontrovers diskutiert. Die Reaktionen auf eine der schmerzhaftesten Absurditäten der jüngeren heimischen Fernsehgeschichte - das WM-Studio unter besonderer Berücksichtigung der fidelen Samba-Statistinnen - fielen jedoch einhellig aus: einhellig vernichtend. Auf dem Küniglberg selbst konnte man sich angesichts der geballten Sexismus-Vorwürfe zu keiner homogenen Sprachregelung durchringen. Die Programmintendantin purzelte bußfertig aus allen Wolken und erklärte in bizarrem, verstörend vieldeutigem Technokratendeutsch, es sei mittlerweile zu "einer Durchmengung von männlichen und weiblichen Auftritten sowie einer Zurücknahme der Damen“ gekommen. Der hauptverantwortliche Sportchef wiederum wies in einem Gastbeitrag für "tv-media“ jeden Klischeeverdacht barsch zurück und rührte auch sonst so unverdrossen Beton an, als aspirierte er auf den Fritz-Neugebauer-Gedächtnispreis: "Ja, sie tanzen Samba, aber nicht die ganze Nacht.“ Was genau er damit andeuten wollte, führte er leider nicht im Detail aus, weshalb der interpretierenden Fantasie nun Tür und Tor geöffnet sind. Gesetzt den Fall zum Beispiel, die Damen - zumindest die nach der Durchmengung und Zurücknahme verbliebenen - tanzten tatsächlich die ganze Nacht (oder, um des lieben arbeitsrechtlichen Friedens willen, auch nur die halbe): Würde sogar der ORF dann sein WM-Studio ein wenig peinlich finden - oder, um der bewährten Selbstgefälligkeit willen, immer noch überhaupt nichts kapieren?

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