Heimat, fremde Heimat

Underworld: Stadionbad, Alte Donau, Wörthersee

Die Corona-Saison 2020 beschert vielen Österreicherinnen und Österreichern einen unverhofften Heimaturlaub. Was man da so alles erleben kann – und was man besser bleiben lässt: 20 Tipps zwischen Militärbad und Kreisverkehr.

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Mit dem Kopf unter Wasser fühlt sich alles anders an. Fort ist die böse Welt, schon frühmorgens. Keine Stimme dringt an die Ohren, die Beschwerden langjähriger Saisonkartenbesitzer, die sich wie jedes Jahr über die ihre Bahnen ziehenden Schwimmer und Schwimmerinnen im Wiener Stadionbad erregen, verwandeln sich in dumpf glucksende, harmlose Laute, abgehackt nach dem Rhythmus des Einatmens und Ausatmens. Ich höre nur mich selbst. Unter mir der Himmel. Ich fliege.

Neben mir schwebende, tanzende, elegant rotierende und schwer arbeitende Körper; ein Luftholen und Ausprusten, ein Dröhnen in den Ohren. Luftbläschen bilden Säulen, die sekundenschnell wieder zerplatzen. Der Mensch im Wasser erschafft Landschaften des Augenblicks, Hügel, die sich auftürmen und zu Tälern ausrollen. Es ist ein Hin und Weg und schmeckt nach Chlor.

Ganz anders die Alte Donau. Hier überfliegt man eine giftig grüne Dschungelwelt, die sich unbeirrt nach oben arbeitet. Gräser kitzeln am Bauch, schlingen sich um Beine, kleine Fischchen schwimmen um die Halme, das Wasser schmeckt faulig und fad.

Der Wörthersee, eine grüne Untiefe. Er lebt und vibriert, undurchsichtig, schimmernd schön. Schmeckt wie Quellwasser. Es empfiehlt sich, den Kopf über Wasser zu halten, wegen der Karawanken.

Christa Zöchling

Lesen Sie in profil 29/2020: Mitte Juli, höchste Reisezeit. Coronabedingt liegt in diesem Jahr ein Urlaub im eigenen Land nahe. Aber wohin genau? Es ist ein weites Feld, das sich da zwischen Bodensee und Zurndorf auftut. Die profil-Redaktion hat das Land erkundet und legt 20 unverbindliche Reiseempfehlungen vor. Es geht zu egalitären Badeseen und ziellosen Orten, Raststationen und Umsteigebahnhöfen. Es geht unter Wasser und auf die Landstraße. Betonmauern, urbane Gstätten und historische Schädelsammlungen werden erkundet, Badeseen von oben und unten betrachtet, Selbst- ,Fremd- und Nahtoderfahrungen gemacht. In diesem Sinne: Gute Reise!

Christa   Zöchling

Christa Zöchling