Versehentlich als Frau im Job

Martin R. Schneider zeichnete Mails mit der Signatur seiner Kollegin – mit für ihn überraschenden Auswirkungen.

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"Diese Erfahrung zeigte mir, wie unmöglich es für professionelle Frauen ist, den Respekt zu bekommen, den sie verdienen." Auf Twitter berichtet Martin R. Schneider, nunmehr Redakteur einer Website für Filmbewertungen, von seiner Erfahrung bei einer früheren Firma. Schneider und seine Kollegin Nicole Hallberg arbeiteten bei einer Personalvermittlung. Dem Vorgesetzten der beiden fiel auf, dass Schneiders Kollegin viel langsamer im Umgang mit Kunden war, als er selbst. Als Supervisor seiner Kollegin fing Schneider an, ihr hinsichtlich ihres Arbeitstempos Druck zu machen: "Wir hassten es beide und sie bemühte sich wirklich."

Auf beiden Seiten stellte sich Frustration ein, bis Schneider eines Tages in einem Mailverkehr mit einem Kunden feststeckte. Immer wieder mailten die beiden hin und her, Schneider wunderte sich über das unhöfliche Verhalten des Kunden. Dann fiel ihm auf: Er hatte versehentlich alle Mails mit der Signatur seiner Kollegin unterschrieben.

Um das Verhalten des Kunden zu testen, gab Schneider an, den Auftrag nun zu übernehmen. Das Resultat: sofortige Verbesserung. "Meine Technik und meine Ratschläge hatten sich nicht geändert, nur hatte ich nun einen Männernamen." Über die folgenden zwei Wochen tauschten die beiden weiter ihre Signaturen.

"Es war die Hölle", beschreibt Schneider die Zeit auf Twitter. Seine Postings verbreiteten sich schnell und viele Frauen teilten auch ihre eigenen Erfahrungen dazu. Auch Schneiders Kollegin meldete sich nun zu Wort: "Wirklich verzweifelt fühlte ich mich erst, (...) als wir uns entschieden, zu unserem Chef zu gehen. (...) Er glaubte uns nicht." Hallberg ist mittlerweile selbstständige freie Autorin.