profil: Herr Bundeskanzler, wenn Sie das vergangene Jahr Revue passieren lassen, wie sieht Ihre Bilanz aus?
Gusenbauer: Nun, 2007 wird zwar nicht so ein toller Jahrgang wie 2006, aber insgesamt nicht schlecht. Die Weine werden fruchtig sein, mit einem guten Säuregerüst ausgestattet
Was schauen Sie so komisch?
profil: Ich wollte eigentlich nicht über Wein reden.
Gusenbauer: Aber ich.
profil: Könnte das damit zusammenhängen, dass Sie sich nicht schon wieder in die Nesseln setzen wollen?
Gusenbauer: In die Nesseln setzen, so ein hanebüchener Blödsinn!
profil: Ach ja?
Gusenbauer: Ja. Die stehen in der Zwischenzeit so hoch um mich herum, dass ich mich gar nicht mehr niedersetzen brauche.
profil: Dürfte ein guter Boden sein. Wenn man ein Sympathisant wäre, könnte man glatt verzweifeln.
Gusenbauer: Sudern Sie mich bloß nicht an! Da bin ich nämlich ein bissl sensibel.
profil: Apropos sudern: Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?
Gusenbauer: Nein.
profil: Was ist Ihnen da nur wieder eingefallen?
Gusenbauer: Dass es dieses blöde Rotlicht, dass einem anzeigt, ob eine Kamera läuft, zwar im Studio gibt aber nirgendwo auf dem Weg nach Donawitz.
profil: Und sonst auch noch was?
Gusenbauer: Hören Sie, haben Sie eigentlich eine Vorstellung davon, was ich mir alles anhören muss, wenn der Tag lang ist?
profil: Das würde ich tatsächlich gerne wissen.
Gusenbauer: Also: Es beginnt einmal damit, dass mich der Häupl-Michl anruft und mir verbindlich erklärt, was für ein Trottel ich bin.
profil: Das wird ja wohl kaum jeden Tag vorkommen.
Gusenbauer: Nur dann nicht, wenn er mit dem Pröll zusammensitzt.
profil: Und das ist ja zweifellos oft der Fall.
Gusenbauer: Schon. Aber dann lässt er den anrufen, und der richtet es mir aus.
profil: Unschön.
Gusenbauer: Gell? Danach versuche ich wiederum, den Voves anzurufen und der lässt mir dann ausrichten, dass er jetzt gerade keine Zeit hat.
profil: Sondern wann?
Gusenbauer: 2011. Anschließend entschuldige ich mich täglich bei der Burgstaller
profil: Für den von ihr kritisierten Gesudere-Sager.
Gusenbauer: Nein. Dafür, dass ich ihr bei den Salzburger Festspielen vor zwei Jahren gesagt habe, dass sie in dem Kleid von hinten ausschaut wie ein Rekord-Kürbis.
profil: Das sagt man auch nicht.
Gusenbauer: Nun, ich gebe zu, es war vielleicht etwas unglücklich formuliert.
profil: Das haben Sie zum Gesudere auch gesagt. Aber wie wäre das denn weniger unglücklich zu formulieren gewesen?
Gusenbauer: Gejeier. Gezeter. Gekeppel. Gegreine. You name it.
profil: Das klingt jetzt aber auch nicht unbedingt basisverträglich.
Gusenbauer: Aber wenns wahr ist?
profil: Ui!
Gusenbauer: Diese gan-zen Funktionärsheinis liegen mir ständig mit ihren Pipifax-Problemen in den Ohren. Dass sich irgendein Muatterl das Heizen nicht mehr leisten kann, weil alles so teuer geworden ist so in der Liga. Schön und gut. Aber ich als Kanzler hab schließlich meine eigenen Sorgen.
profil: Welche denn?
Gusenbauer: Na, dass ich es vielleicht bald nicht mehr bin.
profil: Könnte es möglicherweise sein, dass das eine irgendwie mit dem anderen zusammenhängt?
Gusenbauer: Guter Mann obergscheit bin ich selber.
profil: Welche von den Personen, die als Ihre möglichen Nachfolger genannt werden, erschiene Ihnen denn dafür am geeignetsten? Werner Faymann? Gabi Burgstaller?
Gusenbauer: Die Frage ist jetzt aber hoffentlich nicht ernst gemeint, oder? Meine Schuhe sind so groß, da würde sich nicht einmal King Kong eine Blase holen.
profil: Hat er sich leicht schon beworben?
Gusenbauer: Wenn Sie einmal nicht mehr in Ihre Zeitung hineinsudern, könnten Sie glatt Funktionär bei uns werden.
profil: So vergnügungssüchtig bin ich auch wieder nicht.
Gusenbauer: Dieses ganze Gerede um meine angebliche Ablöse hilft doch in Wirklichkeit nur dem Feind. Gerade jetzt, wo ich die ÖVP mit meinem Steuerreform-Ultimatum vor mir hertreibe.
profil: Äh
Gusenbauer: Was?
profil: Was genau verstehen Sie seit der niederösterreichischen Wahl unter vor sich hertreiben?
Gusenbauer: Sie haben doch wohl nicht geglaubt, dass wir dort einen Blumentopf gewinnen.
profil: Nein. Sie aber auch nicht, oder? Sonst hätten Sie ja vielleicht die Frau Onodi ein bisschen unterstützt.
Gusenbauer: Und so mein Sieger-Image ankratzen? Auf welchem Planeten leben Sie denn?
profil: Und Sie?