Rainer Nikowitz

Almrausch

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profil: Herr Dinkhauser, Sie haben vor Kurzem gesagt: „Das einzige Konzept, das ich liefern kann, bin ich selber.“
Dinkhauser: Jo. Guat, oder?

profil: Finden Sie?
Dinkhauser: Es isch Zeit, dass in die Politick wieder mehr Ehrlichkeit einekimmt. Also stell i mi hin und sag: „Leitln, wos die Großkopferten aufführen, geht auf koa Kuahhaut nit. Und i hob zwoa a koa Ahnung nit, wia ma’s besser macht – aber i bin wenigschtens der Fritz.“

profil: Das ist natürlich ein bestechendes Argument.
Dinkhauser: Gell?

profil: Warum sollte jetzt aber zum Beispiel ein Wiener eine Mischung aus Andreas Hofer und Peter Schröcksnadel wählen?
Dinkhauser: Guate Frag. Weil ihm der Dialeckt so guat gfallt?

profil: Warum ist es eigentlich schluss­endlich doch nicht zu einer Zusammenarbeit zwischen Hans-Peter Martin und Ihnen gekommen?
Dinkhauser: Na ja, es ham sie glei bei unserem erschten Treffen in einem Reschtaurant gravierende Auffassungsunterschiede ergeben.

profil: Welche denn?
Dinkhauser: Er wollt unbedingt als ­Erschter bestellen.

profil: Na, so geht’s natürlich nicht.
Dinkhauser: Nit mit mir jedenfolls. I bin jo koa Kaschperl nit.

profil: Aber außer Martin scheinen Sie so ziemlich alle Obskuranten und Querulanten – vor allem aus dem rechten Spektrum – im ganzen Land aufgesammelt zu haben.
Dinkhauser: Jo! Super, oder?

profil: Meinen Sie wirklich, dass das ein erfolgversprechender Weg ist?
Dinkhauser: In Öschterreich? Fragen Sie mi dos jetzt im Ernscht?

profil: Gut, der Punkt geht an Sie. Aber ein frustrierter Postgewerkschafter, ein Kämpfer gegen eine Stromleitung, ein von der FPÖ rausgeschmissener Bürgermeister, zwei Ärzte, die gegen die Gesundheitsreform sind – was haben die gemeinsam?
Dinkhauser: Einen Grant.

profil: Aha. Was noch?
Dinkhauser: Einen Mordstrumm Grant.

profil: Gut. Versuchen wir was anderes: So gut wie alle Ihre Mitbewerber haben irgendwelche Ideen, um die Teuerungswelle der letzten Zeit abzumildern – Sie auch?
Dinkhauser: Da simma no fescht am Nachdenken.

profil: Wer?
Dinkhauser: Mei Frau und i. Sie isch mehr dafür, dass mir koan Kas mehr kaufen, weil der ganz besonders stark teurer worden isch. I sag oba, dass dos Leben ohne Kas nit lebenschwert isch, und moan eher, dass sie zu Fuaß einkaufen gehen soll und nit mit dem Auto. Fünf, sechs Kilometer gehen hat no nia wem gschadet.

profil: Das kann aber doch wohl kein Rezept für das ganze Land sein.
Dinkhauser: Nit?

profil: Nein.
Dinkhauser: Es isch koa Wunder nit, dass mir in Tirol eich Weana nit leiden mögen.

profil: Ihr Mitstreiter Fritz Gurgiser hatte kürzlich zu diesem Thema die blendende Idee, eine Nulllohnrunde könnte helfen – zumindest den Betrieben.
Dinkhauser: Ja. I hab ihm oba eh glei den Schädel ­gwaschen, dem bleden Hund. Wia ma in einem Wahlkampf so was sagen kann …

profil: Ist der Herr Gurgiser jetzt beleidigt und geht vielleicht zu Hans-Peter Martin?
Dinkhauser: Wos woaß i. Vielleicht. Wenn er ihn zuerscht bestellen lasst.

profil: Zum Thema Arbeitsmarkt gibt es wiederum von Ihnen selbst eine interessante Aussage: Sie haben die deutschen Gastarbeiter in der Tiroler Fremdenverkehrsbranche einmal als „Feinde“ bezeichnet.
Dinkhauser: Eh. Weil’s wahr isch. Die Piefke sollen gfälligscht wie früher Geld dalassen – und nit wegtragen.

profil: Das ist in Österreich zweifellos eine mehrheitsfähige Position.
Dinkhauser: Sowieso. I bin jo koa Trottel nit.

profil: Nachdem sich nach der Wahl außer einer großen Koalition – und nicht einmal das ist sicher – keine Zweier-Regierung ausgehen wird, könnten Sie auch zu Regierungsehren kommen. Welches Ministerium wollen Sie denn?
Dinkhauser: Na ja … Dos Außenminis­terium amol eher nit.

profil: Da müssten Sie vielleicht einmal nach Deutschland.
Dinkhauser: Undenkbar. Infraschtruktur eher a nit … Dos kann i ja nit amol schreiben.

profil: Finanzen?
Dinkhauser: Um Gottes willen! Rechnen? I? Sie ham Ideen!

profil: Also was dann?
Dinkhauser: Am ehesten no Vizekanzler ohne Portefeuille oder so. Irgendwas, wo i nur amol im Monat poltern muaß. Dos kann i am beschten.

profil: Und mit wem würden Sie am liebsten eine Koalition eingehen?
Dinkhauser: Dos hängt davon ab, in welcher Konschtellation i mei Konzept am beschten verwirklichen kann.

profil: Ich dachte, das Konzept wären Sie selber.
Dinkhauser: Eh.