Analyse

Analyse: Männerfalle Fernsehen

Männerfalle Fernsehen

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Eigentlich hätte Franz Schausberger es wissen müssen: Ein Mann darf vor laufender Kamera einer politischen Konkurrentin gegenüber nicht untergriffig werden. Doch in der TV-Debatte „Offen gesagt“, eine Woche vor den Wahlen, warf er Gabi Burgstaller Faulheit und Inkompetenz vor.

Die SPÖ-Frau konterte ruhig und sachlich: eins zu null für sie. „Die Kritik einer Frau, die gelassen vorgebracht wird, wiegt im Fernsehen doppelt so schwer wie jene eines Mannes“, weiß Stefan Wagner von der Coaching-Agentur intomedia. Der Medientrainer rät Männern, die gegen Frauen in den TV-Ring steigen, immer wieder: „Keine Untergriffe, keine Beleidigungen, viel Respekt.“

„Es gibt keinen Startvorteil für ein Geschlecht. Beide müssen authentisch sein“, sagt ORF-Medientrainer Guido Mayn. Mediencoach Wagner veranschaulicht dies an zwei Frauen:
Burgstaller überzeuge in allen wichtigen Punkten (Formulierung, Sprachmelodie und -tempo, Erscheinung): „Sie signalisiert Sachverständnis mit Formulierungen wie ,Ich bin überzeugt‘‚ oder ,Ich meine‘. Sie hat eine gute Sprachmelodie, die auch unter Stress nicht ins Schrille kippt. Das vermittelt Gelassenheit.“ Körpersprache, Mimik und Aussage seien stimmig und vermittelten einen lebendigen Eindruck.

Bei Bundespräsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner, so Wagner, stünden Anspruch und Auftreten in einem gewissen Widerspruch: „Ihre diplomatischen Formulierungen, der öffentliche Ton, ihre repräsentative Mimik passen mit dem Anspruch, eine Präsidentin fürs Herz zu sein, nicht ganz zusammen.“ Ein paar Sachthemen würden Ferrero-Waldner gut tun, „damit sie die Möglichkeit bekommt, dies in Einklang zu bringen“.

Ferreros Kleidung allerdings – da ist der Experte hart – sollte schlichter sein: „Sie neigt zu Glamour und wirkt deshalb etwas overdressed.“