Rainer Nikowitz

Ballkanal

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Ich sag Ihnen, beim Geschäft lernt man die Leute kennen. Obwohl – bei manchen hab ich gar nicht erst die Gelegenheit dazu gehabt, weil die sich nicht einmal das billigste Getränk – ein Mineral um schlappe fünf Euro – geleistet haben und dementsprechend einfach zu ausgetrocknet waren, um überhaupt ein Geschäft verrichten zu können. Aber diese Nudeldrucker von den billigen Plätzen interessieren Sie ja eh nicht, oder? Sie wollen ja die gschmackigen Storys hören, von den Großen dieser Welt.

Aber da muss ich Sie gleich am Anfang genauso herb enttäuschen wie Hillary Clinton ihren Bill, als der gefragt hat, ob er dann, wenn sie einmal Präsidentin ist, bei den Staatsbesuchen immer das volle Damenprogramm durchziehen darf. Nein, ich bin in der glücklichen Lage, eine wirklich verantwortungsvolle Position innezuhaben, und die möchte ich durch kei­ner­lei Indiskretion auch nur im Geringsten gefährden.

Ich meine, schließlich will niemand in der Zeitung lesen, dass er sich am Opernball zum Beispiel nach dem Pinkeln die Hände nicht gewaschen hat.
Und außerdem hat mir Josef Pröll fünf Euro Maut gegeben – also erst recht ein Recht auf mein Schweigen. Wie? Nein, den absoluten Höhepunkt dieses grandiosen Festes hab ich da unten auf meinem Häusl natürlich ver­passt. Ich habe Mausi Lugners Busen nicht gesehen. Noch nie. Da geht’s mir wie dem Richard.

Dafür weiß ich einigermaßen exklusiv, dass sie nicht nur an der Stelle keine Unterwäsche getragen hat. Aber schon komisch: Kaum sind die zwei geschieden und er holt sich eine Stripperin auf den Ball, stiehlt ihm seine Ex-Alte die Show und lässt raushüpfen, wofür ihr Chirurg maximal Felgen für seinen Porsche bekommen haben dürfte. Übertragene.

Übrigens haben sich die zwei Brustbilder getroffen, bei mir am Häusl. Die Dita ist ja geflüchtet, weil die Wiener Fotografen, wenn der Lugner eine anschleppt, plötzlich sogar glauben, Carmen Electra oder so wer ist wer – und sich aufführen, als müssten sie das Exklusiv-Bild davon machen, wie der Knut den Fu Long auffrisst. Wie auch immer – jedenfalls ist eh nix passiert, wie die Mausi die Dita gesehen hat, weil die Ursula Plassnik ist rechtzeitig dazwischen­gegangen. Schon eine geschickte Diplomatin.Und was für ein rechter Schwinger!

Aber wissen Sie, nur weil’s immer heißt, die Frauen gehen miteinander aufs Klo und die Männer nicht – das stimmt in Wirklichkeit gar nicht! Der Gusenbauer und der Molterer waren nämlich zum Beispiel miteinander. Sogar im selben Abteil – obwohl es für mich kurz den Anschein hatte, als hätte der Molterer den Gusenbauer irgendwie an der Gurgel und würde ihn da hineindrängen. War aber wahrscheinlich nur eine innige Umarmung. Und dann, wie sie drin waren, hab ich nur noch gehört: „Hängematte? Ich zeig dir eine Hängematte!“ Und dann war so ein komisches Blubbern.

Hängematte war mir neu. Wissen Sie, die Leute machen die komischsten Sachen miteinander auf einem Klo. Wenn man lang genug dabei ist, sieht man da einiges. Ich hab schon die Rossantilope aus dem Kamasutra gesehen und den Schmetterling und den Brückenpfeiler. Aber noch keine Hängematte. Muss jedenfalls irrsinnig anstrengend sein, denn zumindest der Gusenbauer war klitschnass, wie sie wieder herausgekommen sind.

Aber ich red schon wieder viel zu viel. Das geht Sie alles gar nichts … Wie? Der Beckenbauer? Na sicher war der auch auf meinem Häusl. Ja, sehr netter Mann. Besonders lustig war, dass er mit ein paar Beckensteinen gegaberlt hat. Becken, Sie verstehen? Haha. Sicherlich macht er auch Beckenbodengymnastik. Jedenfalls ist zufällig der Stickler dazugekommen und hat gesagt: „Franz, ich verwette meinen Job, dass du das nicht öfter als zehnmal hintereinander schaffst.“ Drauf sagt der Beckenbauer: „Setz doch lieber was ein, was nach der EM a no dir gehört!“

Ja, das war ein Spaß. Wobei, sonst hat mich dieses ganze Fußballgetue schon ein bissl genervt. Wir von der Hochkultur brauchen das nicht, EM hin oder her. I hab das auch dem Holender gesagt, wie er bei mir vorbeigeschaut hat, und er war ganz bei mir. Er hat zwar gemeint, dieses komische Fußballballett war seine Idee, weil ja alles irgendwie seine Idee ist, genauso wie voriges Jahr, wie er ganz bescheiden als Kutscher die Netrebko hineingeführt hat – ich mein, wer hätt’s denn auch sonst machen sollen –, aber trotzdem bräuchte er überhaupt das ganze Theater nicht und tät den Opernball gleich nach Schönbrunn verlegen.

Das ist natürlich schon ungerecht auch. So ein schönes Fest. Und so viele wahnsinnig sympathische Leute! Aber klar, es ist natürlich blöd. Kaum ist der Holender einen einzigen Tag im Jahr nicht für die Oper verantwortlich, macht sie auch schon Gewinn. Da wär ich auch irgendwie dings. Aber bitte, ich misch mich da nicht ein. Und außerdem: In Schönbrunn wird’s ja wohl auch ein Klo geben.