„Türkei wäre interessiert“

Interview. Christoph Leitls Griechenland-Pläne

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Interview: Josef Redl

profil:
Sie haben vorgeschlagen, der hoch verschuldete griechische Staat solle „abgelegene, unbewohnte Inseln“ verkaufen. Was genau soll das bringen?
Leitl: Ich sitze bekanntlich auch regelmäßig am Stammtisch beim Ochsenwirt in Neumarkt. Mit jedem neuen Hilfspaket steigt die Anti-Griechenland-Stimmung in ganz Europa. Wir bekommen es da mit einer demagogisch-populistischen Bewegung zu tun.

profil: Ihr Vorschlag ist aber auch eher als demagogisch-populistisch einzustufen …
Leitl: Es geht um die Symbolik: dass ein Land, das dringend Hilfe braucht, bereit ist, ein Stückchen seiner Souveränität abzugeben.

profil: Aber wer soll denn unbewohnte Inseln kaufen wollen?
Leitl: Schauen Sie sich die Landkarte an. Die Türkei wäre sehr wohl interessiert.

profil:
Sie meinen türkische Investoren?
Leitl: Nein, nein. Der türkische Staat natürlich. Deswegen habe ich ja von unbewohnten, weit abgelegenen Inseln gesprochen.

profil: Griechenland soll zugunsten des historischen Erzfeinds Türkei auf Staatsterritorium verzichten? Ist das Ihr Ernst?
Leitl: Ja, natürlich. Langfristig sehe ich eine sehr wichtige Konvergenz zwischen der EU – also Griechenland – und der Türkei. Man könnte mit einer solchen Geste vielleicht sogar den Zypern-Konflikt lösen. Der Verzicht auf Teile der eigenen Souveränität wäre ein Zeichen der Dankbarkeit für die Hilfe.

profil: Aber Griechenland hat doch ohnehin schon auf weite Teile seiner Souveränität – besonders in Budgetfragen – verzichten müssen. Das wäre doch nichts anderes als eine Demütigung. Noch dazu, wo ja die Türkei als Nicht-EU-Land gar nicht am Euro-Rettungsschirm teilnimmt.
Leitl: Wenn man es so sieht, haben Sie Recht. Umgekehrt: Wenn die Griechen das aus eigenem Antrieb als Symbolhandlung machen – was glauben Sie, wie das bei den Rechtspopulisten wirkt?

profil: Aber man kann doch nicht von einem Land verlangen, aus Angst vor Rechtspopulisten Staatsgebiet abzugeben.
Leitl: Nicht verlangen. Das müsste als ein Symbol des Stolzes und des Selbstbewusstseins von den Griechen selbst kommen.

profil: Wenn sich Österreich weiter verschuldet – können Sie sich vorstellen, dass die Republik das Mühlviertel verkauft?
Leitl: Das natürlich nicht. Aber wenn Österreich eine unbewohnte Insel weit weg vom Kernterritorium hätte, wäre das denkbar.