Cyberama: Thomas Vašek

Cyberama von Thomas Vašek Twitter: Spatz in der Hand

Twitter in der Komerzfalle

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Die einfachsten Ideen sind oft die besten. Zum Beispiel Twitter. Ein Echtzeit-Informationsnetzwerk aus Kurznachrichten, nur 140 Zeichen lang, ein paar Zitier- und Antwortfunktionen - das ist es auch schon. Twittern kann wirklich jeder Idiot, und ziemlich viele tun es auch. Man kann Twitter als Kommunikationsplattform nutzen, als Online-Tagebuch oder einfach als Tool zur raschen Verbreitung von Nachrichten. Rund zwei Milliarden Mitglieder - die Zahl spricht für sich. Im November wird Twitter an die Börse gehen, und da fragt sich natürlich, was all das Gezwitscher wirklich wert ist; und ob es etwas wert ist. De facto macht das Unternehmen bislang recht hohe Verluste, im ersten Halbjahr 2013 immerhin 69 Millionen Dollar. Der Umsatz betrug 253 Millionen Dollar, der Großteil davon stammt aus Werbeeinnahmen. Besonders aufregend sind diese Zahlen nicht, vor allem wenn man bedenkt, dass die Twitter-Nutzung durch den Smartphone-Boom enorm zugenommen hat. Man kann sich fragen, warum das Unternehmen nicht mehr aus dem gigantischen Datenaufkommen macht. Nur gut zehn Prozent des Umsatzes entfallen auf Lizenzen, die das Netzwerk für die Auswertung von Twitter-Daten vergibt, zum Beispiel an Unternehmen, die Börsentrends analysieren. Mehr Potenzial könnte in Kooperationen mit Medienunternehmen liegen. Tatsächlich nutzen viele Menschen Twitter, um etwa Fernsehinhalte zu kommentieren oder Zeitungsartikel weiterzuverbreiten. Man weiß, dass die Anzahl der Tweets zu einer TV-Sendung die Einschaltquoten beeinflusst. Das sind interessante Ansätze. Aber letztlich steht Twitter vor dem gleichen Dilemma wie alle sozialen Netzwerke: Zu viel Kommerz könnte die "Nutzererfahrung“ beeinträchtigen. Was Twitter bislang fehlt, das ist die entscheidende Idee, um mit seinem genialen Dienst Geld zu verdienen. Es sollte eine einfache Idee sein - am besten eine, die man in 140 Zeichen twittern kann.

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