Rainer Nikowitz

Der Rathausmann

Der Rathausmann

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profil: Herr Strache …
Strache: Ach, wissen Sie was, wir sind doch unter uns – da braucht es keine Förmlichkeiten. Sprechen Sie mich doch einfach so an: Oh, du mein Bürgermeis­ter, die Asen seien mit dir!

profil: Die Asen?
Strache: Die Asen.

profil: Mit Verlaub: Das ist reichlich bescheuert.
Strache: So, finden Sie? Brauchen Sie vielleicht demnächst ein Parkpickerl? Hätten Sie eventuell gerne einen Kindergartenplatz für Ihr Kind? Wollen Sie …

profil: Oh, du mein Bürgermeister! Wie ich heute früh mit dem Bus durch die Marxergasse gefahren bin …
Strache: Bei der können Sie übrigens langsam mit dem Umlernen anfangen. Die wird bald Walter-Nowotny-Gasse heißen.

profil: Wieso das?
Strache: Weil wir keine widerlichen Kommunisten-Namen in unserer schönen Stadt brauchen. Wir unterstützen sicherlich keine menschenverachtenden Ideologien, egal, ob sie nun von links oder von ganz links kommen.

profil: Die Marxergasse heißt aber nicht wegen Karl so. Sondern wegen eines Bischofs, soviel ich weiß.
Strache: Das hätte sich dieser Herr Befreiungstheologe halt dann früher überlegen müssen mit seinem historisch belas­teten Namen. Ein österreichischer Kriegsheld passt jedenfalls viel besser.

profil: Eigentlich ein nazideutscher.
Strache: Sag ich ja.

profil: Jedenfalls ist mir im Bus aufgefallen, dass die Tarife für die Stehplätze der Ausländer schon wieder erhöht worden sind – die kosten ja jetzt schon mehr als die Sitzplätze für die Österreicher.
Strache: Ja, und?

profil: Finden Sie das noch irgendwie im Rahmen des Erträglichen?
Strache: Sie müssen eines bedenken: Die Anschaffung der Steh-Anhänger und Waggons, die ausschließlich für unsere ausländischen Mitbürger und auch für unsere ehemaligen ausländischen Mitbürger, die von unseren Vorgängern irrtümlich die österreichische Staatsbürgerschaft geschenkt bekommen haben, reserviert sind, hat immense Kosten verursacht. Und ich darf Sie schon auch darauf hinweisen, dass sowohl die räumliche Trennung als auch die Tarifpolitik der Wiener Linien auf große Zustimmung bei den richtigen Wienern stößt.

profil: Das ist aber bitte schön Apartheid.
Strache: Gerade Sie sollten doch mit Sprache umgehen können. Was heißt denn bitte „apart“? Reizvoll, anmutig. Also, was soll daran falsch sein?

profil: Auf Englisch heißt es …
Strache: Wir sind hier aber immer noch in Deutschland.

profil: Sie haben ja jetzt den Life Ball aus dem Rathaus verbannt. Fürchten Sie nicht auch hier einen internationalen Imageverlust?
Strache: Wo bitte ist da der Imageverlust? Statt der halbnackerten Schwuchteln haben wir jetzt den Ball des Korporationsrings im Rathaus. Lauter adrette, fesche Männer mit ihren braven Frauen. Die machen sogar auch eine Modenschau draußen am Rathausplatz.

profil: Wie ist denn der neueste Korporiertentrend? Trägt man die Narben von der Mensur heuer links oder rechts?
Strache: Und außerdem haben wir den Life-Ball-Veranstaltern ein angemessenes Ersatzquartier angeboten. Das haben sie aber mehr als unhöflich abgelehnt, das muss ich schon sagen.

profil: Na ja, die Wiener Hauptkläranlage ist halt nicht unbedingt ein klasser Ort zum Feiern.
Strache: Wie ich schon sagte: Wir haben ein angemessenes Ersatzquartier angeboten.

profil: Sie haben auch angekündigt, dass es bei den Wiener Festwochen zu umwälzenden Neuerungen kommen wird. Wie kann man sich das konkret vorstellen? Waterloo als Intendant? Eröffnung mit den Pradler Ritterspielen?
Strache: Wo denken Sie hin!

profil: Jetzt bin ich doch ein wenig erleichtert.
Strache: Die Pradler haben Terminprobleme.

profil: Und Waterloo?
Strache: Der nicht.

profil: Herr Strache …
Strache: Wie heißt das?

profil: Oh, du mein Bürgermeister! Das mit den Asen bring ich aber nicht.
Strache: Na gut. Wir wollen’s nicht übers Knie brechen. Aber beim nächsten Interview funktioniert das, gell?

profil: Wie erklären Sie sich, dass seit Ihrem Amtsantritt die Nächtigungszahlen in Wien um mehr als 30 Prozent zurückgegangen sind?
Strache: Nun, das kann eigentlich nur an der Ostküste ­liegen.

profil: Was soll die damit zu tun haben?
Strache: Seien Sie doch nicht so naiv. Die Ostküste ist immer an allem schuld, das weiß doch jeder.

profil: Eh. Am Wetter, am Fernsehprogramm, am Zustand des österreichischen Fußballs …
Strache: Sie, wenn Sie noch einmal lustig sind, erhöh ich die Anzeigenabgabe für Ihr Blattl um 300 Prozent, und Sie können dann bald nach Kohfidisch oder so pendeln.

profil: Wer hat denn dort den Bürgermeister?