Der profil-Jahres-Rückblick 2004

Der profil-Jahres-Rückblick: Was war wirklich und ernsthaft los anno 2004?

Was war wirklich und ernsthaft los anno 2004?

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Es gab, bitte schön, auch gute Nachrichten heuer. Niemand hätte sich, sagen wir, Ende 2003 vorstellen können, dass ein getoastetes Käsesandwich, noch dazu ein zehn Jahre altes, jemals über 20.000 Euro wert sein würde. Niemand dürfte aber auch jemals auf einem getoasteten Käsesandwich das Antlitz der Heiligen Jungfrau Maria ausgemacht haben. Dieses historische Privileg wurde 1994 Diana Duyser aus Florida zuteil; sie bewahrte die (angebissene) Reliquie sorgsam in einem Plastikbehälter auf und bot sie im vergangenen November schließlich auf eBay zur Versteigerung an. Die Auktion musste einmal kurz unterbrochen werden, weil Spaßbieter den Preis zwischenzeitlich auf knapp 100 Millionen Dollar hochgetrieben hatten. Den Zuschlag bekam am Ende ein Online-Kasino.

Es gab heuer allerdings auch schlechte Nachrichten. Die Ehe zwischen Margit und Wolfgang Ambros ist definitiv gescheitert (ein Rosenkrieg steht angeblich nicht zu befürchten). Robert Seeger, beim ORF für das Ressort Sport und Patriotismus zuständig, wurde als Betriebsrat im Landesstudio Steiermark wiedergewählt. Der 63-Jährige wird daher den Gang in die Pension, den die Nation sich so bitter verdient hätte, um weitere vier Jahre aufschieben.
Und Albert Fortell muss Notstandshilfe beziehen.

Was war wirklich und ernsthaft los anno 2004? Zugegeben, ähnlich einschneidende Ereignisse wie 9/11 oder einen Irak-Krieg hatte das Jahr nicht zu bieten, wofür man aber durchaus dankbar sein darf. Die Katastrophen- und Elendsbilanz liest sich auch sonst erschreckend genug: Terroranschläge weltweit, keine Entspannung im Nahen Osten, kaum Friedensaussichten im Irak, Bürgerkrieg und ethnische Säuberungen im Sudan, verheerende Wirbelstürme in den USA. An Letzteren trifft Amerika keine Schuld, sehr wohl aber daran, dass George W. Bush als Präsident bestätigt wurde. Der Rest der Welt wird deshalb four more years mit außenpolitischer Präpotenz konfrontiert sein – und mit einem erweckungschristlichen Sendungsbewusstsein, das in seinem moralisierenden Furor bisweilen beunruhigende Parallelen zum Islamismus aufweist.

All diese Themen – und noch sehr viele mehr – werden im letzten profil dieses Jahres rekapituliert. Nach dem durchschlagenden Erfolg des Rückblicksheftes 2003 erscheint auch dieses wieder im sammlerfreundlichen XXL-Format, mit ausladenden Bildstrecken, detaillierten Monatschroniken und vertiefenden Essays. Wir hoffen, nichts Wesentliches vergessen, alle zentralen Persönlichkeiten berücksichtigt und dabei niemandem mehr Unrecht als nötig getan zu haben.
Ich danke allen Beteiligten, insbesondere Erich Schillinger (Art-Direction), Gernot Bauer, Alexander Dunst und Rainer Nikowitz (Textredaktion), Manfred Klimek, Elfi Puchwein und Alexandra Unger (Fotoredaktion).

Alles wird gut!, meint Gerhard Haderer in seinem Jahrescartoon.
Dagegen hätten wir nichts einzuwenden.