eatdrink von Klaus Kamolz Wild Boarger
Das Wildschwein wird zum Feuerfisch unserer Breiten. Wir erinnern uns an die Meldung vor ein paar Wochen: Die prachtvollen Meerestiere haben sich vor den Küsten Jamaikas zu einer richtigen Plage entwickelt; sie stehen mit ihren giftigen Stacheln praktisch ohne Feinde am Ende der Nahrungskette, fressen den Laich anderer Fische, und dabei geht es ihnen so gut, dass sie selbst zweimal im Jahr laichen und die maritime Biodiversität gefährden. Die halbe Regierung des Inselstaats lässt sich deshalb neuerdings bei Feuerfisch-Mahlzeiten filmen, um das Volk auf den Geschmack zu bringen. Nun ja, Artenschutz mit Messer und Gabel wenn es Thunfisch, Heilbutt, Wildlachs & Co nützt?
Aber jetzt zum Wildschwein. Bin ich betriebsblind, oder sind die Chronikseiten neuerdings tatsächlich gespickt mit Meldungen über die wachsende Landplage? Vorarlberg, Innviertel, Burgenland überrannt von Keilern, Bachen und Frischlingen, die sich über Weingärten und Felder hermachen; klagende Jäger, die mit dem Jagen gar nicht mehr nachkommen; jammernde Winzer, die ihre Rieden mit Elektrozäunen eingrenzen müssen.
Na, dann erhöhen wir doch einfach die Nachfrage. Vielleicht mag sich ja Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich seinen jamaikanischen Amtskollegen zum Vorbild nehmen und ein Video vom Wildschweinfest auf YouTube stellen? So wie unlängst in Frankreich wird es jedenfalls nicht funktionieren. Dort hat nämlich eine globale Fastfood-Kette den National-Comic gekapert und dem dicken der beiden legendären Gallier auf Werbesujets statt eines Wildschweins einen Hamburger in die Hand gedrückt.
Aber Wildsau und Fleischlaberl müssen einander ja nicht unbedingt ausschließen. Deshalb hier und heute: der Gourmetburger aus Fleisch von frei laufenden und traubengemästeten Wildschweinen, frei nach dem einst überaus beliebten Moretti-Burger, den Reinhard Gerer im Restaurant Korso für den Schauspieler und Rinderzüchter (oder Rinderzüchter und Schauspieler?) Tobias Moretti kreiert hat. Der Wild Boarger sozusagen.