Ecce Homo!

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Sie werden sich, wenn Sie diese Seite schon seit längerer Zeit lesen, gewiss an Melitta erinnern. Melitta ist jene sagenhafte Frau, die es mit mir aushält. Ich aber nicht mehr mit ihr.
Sie ist natürlich nach wie vor hinreißend, erfrischend natürlich, bedenkenlos frech, aber mehr und mehr komme ich drauf, dass sie doch vieles an sich hat, was Frauen so an sich haben, und irgendwie ist das doch nicht das, was ich mir in meiner unmittelbaren Umgebung wünsche. Bei aller durchaus gern gelebten Toleranz argwöhne ich doch allmählich, dass Frauen anders sind.
Nicht rasend viel anders, aber doch deutlich; es ist auch kein Wunder, Eva wurde nach Adam erschaffen, sie war also schon die zweite verbesserte Auflage. Frauen sind bereits komplizierter konstruiert, feiner ziseliert; wir sind der haarige, herzhafte, schlichte Prototyp. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich Frauen davor abgeraten habe, sich mit einem Mann ernsthaft einzulassen: für das schon, das kann er meistens, aber um Himmels willen nicht fürs Innenleben!

Nur Männer können mit Männern wirklich was anfangen. Das hab ich erst spät begriffen, aber jetzt gehe ich auf Safari. Er muss nicht exakt das Mittelding zwischen Adonis und Apoll sein, er kann eine Achillesferse haben, vielleicht soll er nicht gleich ausschauen wie Herman Munster, aber er kann ruhig so lieb lachen wie der.
Das Wichtigste an so einer Beziehung ist, dass nichts Weibliches an ihr dran sein darf. Männlich ist ja bald was: WENIGER Schuhe haben zum Beispiel; praktische Bekleidung aussuchen und anziehen. In unserem Fall wär’s noch praktischer, weil man Kleidungsstücke ausleihen und tauschen kann. Männer lieben Schach oder finden es wenigstens interessant; Frauen finden es öd und lang, und selbst wenn sie es spielen, schauen sie immer nervös AUF DIE UHR … Überhaupt schauen Männer weniger auf die Uhr, obwohl sie nicht so alt werden wie Frauen, lassen sie sich mehr Zeit. Aber sie TRÖDELN nicht!
Und sie haben auch ein grundlegend anderes Verhältnis zu Sachen. Sie a) VERLEGEN sie nicht mit sonnenverlässlicher Regelmäßigkeit und bitten dann den Partner mit immer höher werdender Stimme, ihnen gefälligst beim Suchen von Wohnungsschlüssel, Autoschlüssel, Sonnenbrille, Brillenetui, Lippenstift, Taschenspiegel, Taschentuch, Handy usw. zu helfen; und sie b) VERLIEREN nicht beharrlich unwesentliche Reliquien wie Schirme, Sonnenbrillen, handgeschriebene Telefonbüchlein, dringend zu bezahlende Rechnungen usf.
Männer haben immer MÜNZEN bei sich und wichtige Telefonnummern im KOPF. Denkschwache Parvenüs tragen Männertäschchen, aber alle Frauen tragen Handtaschen, und alle Handtaschen sind immer so vollgestopft, dass in ihnen wahrlich schwer was zu finden ist.
Männer blödeln über dieselben Sachen, ziehen über dieselben her, können sich enthusiastisch Entbehrlichem wie Fußball hingeben oder Wichtigem wie LANG und STUMM Bücher lesen. Sie schupfen auch den Haushalt anders. Was getan werden muss, wird großteils mittels Technik erledigt, den Rest macht man kurz und ruhig selbst oder bezahlt eine Perle. In einem Männerhaushalt gibt es kein VERBIESTERTES Bügeln, Kochen, Kleiderwegräumen, Abstauben, Badreinigen – in der stillschweigenden Erkenntnis, dass alle diese Handgriffe zum Kotzen, aber notwendig sind, wird nicht unsäglich darüber gematschkert. Und es wird schon gar nicht der Partner im Freundeskreis freudig ausgerichtet („Glaubt ihr, der ist imstande, seine Aschenbecher auszuleeren? Oder selbst einmal den Müll runterzutragen?“).
Und auch nur mit Männern kann ein Mann über Frauen reden. Sie sind, was deren Vorzüge und Nachteile betrifft, erstens kompetenter und zweitens toleranter. Frauen halten entweder blindlings zu anderen Frauen, oder sie fallen in deren Abwesenheit in einem Maß über sie her, wie es Männern nie einfiele. Im Zweifelsfall sind deshalb Männer auch die besseren Feministen, denn wir sind ja dafür, dass den Frauen jedes Recht zugestanden wird bis auf das, mit uns zusammenzuleben.
Sie können uns ja nach wie vor begehren, wir werden das auch tun, in solch einer Männergemeinschaft darf es, was auftauchende Frauen angeht, keine kleinlichen Eifersüchteleien geben; so gut sie auch schmecken, niemand isst jeden Tag Spaghetti carbonara – es darf nur kein dritter Mann ins Spiel kommen. Und die Männer, die nur einander begehren, müssen die gleichen gesellschaftlichen Rechte besitzen, sonst kommt diese Gesellschaft nie über die verderbliche Hegemonie der Mesalliancen hinaus.

Männer verstehen Männer auch besser; sie wissen um die Feigheit des Geschlechts Bescheid und fordern einander nicht zu Kriegen auf: „Wie lang lässt du dir das von dem Nachbarn/deinem Chef/deiner Schwester noch gefallen?“ Sie haben, weil sie hauptsächlich daraus bestehen, ein tiefes Verständnis für Unvollkommenheiten. Untereinander müssen sie nicht markieren und schwadronieren. Nichts Unmännliches ist uns fremd.
Aber wir sind immer noch Manns genug, auch zu wissen, dass wir, wenn wir für einander geschaffen sind, nicht Menschen zweiter Klasse sein dürfen. Also, tu felix Austriacus – nube!