Ernst Strasser unter Korruptionsverdacht

Undercover. ÖVP-Delegationsleiter soll versucht haben, eine Gesetzesvorlage im Sinne von Lobbyisten zu beeinflussen

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Ernst Strasser hat Erklärungsbedarf. Der Delegationsleiter der ÖVP im EU-Parlament dürfte Reportern der britischen „Sunday Times“ auf den Leim gegangen sein. Die Journalisten sollen sich als „Lobbyisten“ ausgegeben haben, mit dem Ziel, Strasser für eine Gesetzesänderung im Bereich des EU-Anlegerrechts zu gewinnen. Möglicherweise gegen Geld. Tatsächlich leitete Strasser vor nunmehr zwei Wochen einen von den Journalisten angefertigten „Entwurf“ zur Gesetzesänderung an seinen Fraktionskollegen Othmar Karas weiter. Dieser wollte davon jedoch nichts wissen und verwarf den Antrag. Strasser steht jetzt im Verdacht der Bestechlichkeit.

Er bestätigt zwar gegenüber profil, von „Geschäftsleuten“ angesprochen worden zu sein und einen entsprechenden Antrag zur Gesetzesänderung erhalten zu haben: „Ich bekomme in der Woche Dutzende Zusendungen.“ Wie denn die Herren auf ihn gekommen seien? Das, sagt Strasser, sei eine merkwürdige Geschichte: Vor geraumer Zeit wären jene Geschäftsleute mit der Frage an ihn herangetreten, ob er nicht Informationen aus dem EU-Parlament weitererzählen und das eine oder andere Gesetz in ihrem Sinne beeinflussen wolle? Man zeige sich dafür auch erkenntlich, in Form von Honoraren, First-Class-Flügen und einem Sitz im Advisory Board ihres Unternehmens. Strasser, Ungemach witternd, will schließlich herausgefunden haben, dass es sich um ein „Scheinunternehmen“ handelt. Da sei die Neugier in ihm erwacht. Wer will sich hier an ihn anschleichen, „möglicherweise der Secret Service“? Fortan habe er bei Meetings versucht, „den Auftraggeber hinter den Herren“ zu enttarnen, „leider vergeblich“. Geld habe er von den beiden aber nie genommen, betont Strasser. Wie die Geschichte aus Sicht der britischen Kollegen ablief, war bis Redaktionsschluss nicht zu klären.