Rainer Nikowitz

Fair Play

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Wien (apa, red.) – Als „blanken Populismus“ und „Ho-ruck-Politik ohne jeden Anspruch auf Nachhaltigkeit“ geißelte heute ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon den aufsehenerregenden Auftritt von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer beim EM-Gruppenspiel zwischen Deutschland und Österreich im Ernst-Happel-Stadion.

Gusenbauer hatte in der 62. Minute des Matches gegen den ewigen Rivalen im Sprint die Ehrentribüne verlassen und den eben alleine auf das – von Alexander Manninger, Christoph Matznetter und dem Riesenschnauzer von Erwin Buchinger gehütete – österreichische Tor zulaufenden deutschen Stürmer Miroslav Klose mit einer überharten Grätsche von den Beinen geholt. Die Rote Karte, die er für diesen Torraub erhielt, wird übrigens – getränkt mit dem dabei entstandenen Originalschweiß von seiner Oberlippe – im Dezember zugunsten der Aktion „Licht ins Dunkel“ versteigert.

Missethon hiezu: „Wieder einmal hat der SPÖ-Vorsitzende eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass der Kern seiner Arbeit darin besteht, anderen von hinten in die Beine zu ­treten.“ Der ÖVP-Generalsekretär verwies in diesem Zusammenhang auch darauf, um wie viel eleganter Vizekanzler Wilhelm Molterers patriotisches Eintreten für unser Nationalteam im vorangegangenen Spiel der Österreicher gegen Polen gewesen sei. Zur Erinnerung: Molterer war in der Pause beim Stand von 0:0 verkleidet als Geist von Papst Johannes Paul II. und in Begleitung eines „Report“-Kamerateams in die polnische Kabine eingedrungen und hatte den Spielern die Vermeidung des Fegefeuers in Aussicht gestellt – im Gegenzug für ein Eigentor.

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina hatte daraufhin gehöhnt: „Genauso wenig, wie aus Pater Willi jemals der Papst wird, wird aus dem Vizekanzler Molterer jemals ein Bundeskanzler.“ Im Übrigen, so Kalina, sei dieser unerhörte Klerikalfaschismus unseren polnischen Gästen gegenüber wieder einmal typisch für die vorgestrige Geisteshaltung der Noch-immer-Schüssel-ÖVP. Aber auch, dass Polizeibeamte des BIA auf Geheiß von Innenminister Günther Platter die in Wien-Rudolfsheim als Reinigungskraft beschäftigte Großnichte des Fahrers des kroatischen Teambusses in einem 36-stündigen Nonstop-Verhör zur taktischen Ausrichtung Kroatiens im Spiel gegen Österreich befragt hatten, stieß Kalina sauer auf: „Der schwarze Geheimdienst sollte lieber einmal etwas Sinnvolles machen. Wenn das Innenministerium rot wäre, hätten wir den Kroaten Rizinusöl ins Essen gemischt.“

Aus den Reihen des BZÖ verlautet indes, dass die beim Spiel Kroatien gegen Deutschland in Klagenfurt so erfolgreiche Leiberltausch-Aktion – Landeshauptmann Jörg Haider tauschte bereits vor dem Anpfiff mit Generalsekretär Gerald Grosz und ging dann gut gelaunt in die Disco – beim Viertelfinale in Wien wiederholt wird: Diesmal tauschen Ursula Haubner und Helene Partik-Pablé. Im Rahmenprogramm zu dieser „Feel-Good-Aktion“ der Orangen wird Peter Westenthalers neuer Bodyguard ohne Wissen oder gar Zutun seines Chefs die Großmutter von Heinz-Christian Strache aus dem Stadion schmeißen.

Strache selbst präsentierte heute in einer aufsehenerregenden Pressekonferenz Verdachtsmomente, die laut seinen Aussagen darauf hinwiesen, dass in den Reihen der österreichischen Gruppengegner – mit Ausnahme Deutschlands – ausschließlich Ausländer gespielt hätten. Falls sich dieser Verdacht erhärten sollte, müsse Innenminister Platter unverzüglich tätig werden und die sicherlich ohne aufrechte Arbeitserlaubnis Kickenden sofort abschieben – womit auch ein kampfloser Aufstieg der Deutschen und der Deutsch-Österreicher ins Viertelfinale sichergestellt wäre. Wo aber, so Strache empört, möglicherweise wieder Ausländer auf sie lauerten!
„Es kann nicht angehen, dass wir uns in unserem eigenen Land von irgendwelchen dahergelaufenen Ferschlern, die die Untätigkeit der EU beim Schutz unserer Grenzen eiskalt ausnützen, auch noch schlagen lassen. Die FPÖ als einzige Österreich-Partei wird nicht ruhen, bis es auch beim Endergebnis dieser EM heißt: Österreich zuerst!“, schloss Strache gewohnt kämpferisch.

Die Grünen schließlich protestierten heute mit einem Schweigemarsch über die Wiener Fanmeile gegen die ihrer Meinung nach katastrophale CO2-Bilanz der EM. Ein sprintender Fußballer atme nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen mehr als dreimal so viel CO2 aus wie ein im Kaffeehaus sitzender Bobo, erklärte die Dritte Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig echauffiert. „Und Umweltminister Pröll sitzt auch noch auf der Ehrentribüne und schaut wieder einmal tatenlos zu!“Glawischnig kündigte darüber hinaus weitere Aktionen wie die Ankettung an eine Cornerfahne oder das Verstecken sämtlicher Matchbälle an. Denn irgendjemand müsse diesem ganzen Wahnsinn ja schließlich ein Ende bereiten.