Rainer Nikowitz

Fragen Sie Frau Erna!

Fragen Sie Frau Erna!

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Hören Sie!
Mir ist zu Ohren gekommen, dass nach dem abgewirtschafteten Busek und der unnötigen Pelzpappn Fischler auch noch ungefähr 80 Prozent der anderen Österreicher meinem Rücktritt durchaus etwas abgewinnen könnten. Ja, wo sind wir denn hier? Bei „Dancing Stars“ oder was? Langsam wird es wirklich Zeit, dass ich mir ein anderes Land suche. Haben Sie eine Idee, wie ich diese 80 Prozent intelligenzfreien Nulpen dazu bringen kann, auszuwandern? Falls nicht, können Sie übrigens gleich mitgehen.
Höchst verärgert
Wolfgang Schüssel

Sehr geehrter Herr Schüssel!
Diese Frage ist wirklich sehr leicht zu beantworten. Bleiben Sie so lange wie nur irgend möglich, wo Sie sind und wie Sie sind. Der Rest wird sich schon finden.
Demütig
Ihre Frau Erna

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Verehrte Frau Erna,
wir, die größten in der Formel 1 vertretenen Automobilkonzerne, geben hiemit unsere tiefe Erschütterung über die verwerflichen Popo-Klatsch-Sexspiele von FIA-Präsident Max Mosley bekannt. In unserer Welt heißt es stets nur „Auspuff statt Nobelpuff!“, und da haben Perversionen – vielleicht mit Ausnahme der Herstellung von SUVs mit drei Litern Hubraum für gelangweilte Innenstadtbewohner mit zu viel Kohle – nun einmal keinen Platz. All unser Denken und Tun ist, wie bei nahezu allen Großkonzernen, vorrangig von moralischen Überlegungen geleitet, ja man kann unsere Haltung durchaus so zusammenfassen: Zuerst Ethik – dann Hydraulik! Deshalb möchten wir Sie bitten, auf Ihrer beliebten Seite unsere Abscheu zu teilen und Ihren Lesern zu versichern: Wir haben nicht solchen Sex. Genau genommen haben wir gar keinen Sex. Und wenn doch einmal, dann zumindest keinen guten.
Entrüstet
BMW, Mercedes, Honda & Toyota

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Liebe Herren BMW, Mercedes, Honda & Toyota,
ist gut. Und was ihr PS betrifft: Ich habe leider keine Ahnung, wo man die Damen buchen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Madame Erna

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Werte Frau Erna!
Jetzt will also dieser vermaledeite Untersuchungsausschuss von mir Akten haben, die nun wirklich niemanden außer der ÖVP etwas angehen! Weil es steht da ja nur drin, wem aus der ÖVP die ÖVP Posten in einem ÖVP-Minis­terium verschafft hat oder welche Informationen über Nicht-ÖVPler die ÖVP haben wollte – Sie sehen also, es handelt sich um eine reine ÖVP-Angelegenheit, in der die Öffentlichkeit überhaupt nicht herumzuschnüffeln braucht. Hergeben muss ich diese Akten aufgrund einer schändlichen, nur auf die Schädigung von ÖVP-Interessen bedachten Gesetzgebung zwar, aber ich dachte mir, ich schwärze die interessanten Stellen einfach. Jetzt haben wir aber leider diese Nummer schon beim Eurofighter-Untersuchungsausschuss gebracht – sie ist also etwas unelegant, weil man denken könnte, wir hätten ­etwas zu verbergen (ein Verdacht, der im Übrigen selbstverständlich jeder Grundlage entbehrt). Fällt Ihnen vielleicht eine superere Lösung ein?
Herzlichst
Ihr sich unangenehm gläsern fühlender Günther Platter

Sehr geehrter Herr Platter!
Ich bin ebenso empört wie Sie. Dass Sie jederzeit feststellen können, wo sich mein Handy befindet, ob ich im Internet Schuld­ner­beratungsseiten besuche oder – falls ich das Glück haben sollte, in einer kameratechnisch bereits auf dem letzten Stand der Technik befindlichen Straße zu wohnen – ob ich beim Duschen masturbiere (ein Verdacht, der im Übrigen selbstverständlich jeder Grundlage entbehrt), dient ja schließlich einzig und allein meiner Sicherheit. Bei den von Ihnen angesprochenen Akten ist die Lage völlig anders, dienen diese doch ganz eindeutig nicht der Sicherheit der ÖVP. Aber keine Angst, ich weiß genau, was Sie tun müssen: Zuerst nehmen Sie XXXXXX XXXX X. Dann müssen Sie noch XXXXXXXX XXXXX XXXXXXX XXXX XXXXXXXXX. Und wenn Sie anschließend auch noch XXXXXX XXXXXXXX XXXX XXXXX, dann haben Sie eigentlich schon gewonnen, weil XXXXXX XXXXXXX XXX XXXXXX XXX! Sie müssen schon zugeben, dass das einfach die perfekte Lösung Ihres Problems ist, oder?
Mit XXXXXXXXXXXX Grüßen
Ihre Frau Erna

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Liebe Frau Erna!
Nach all den unglücklichen, wiewohl nicht von mir verschuldeten Vorkommnissen der letzten Zeit möchte ich gerne eine kleine Charmeoffensive bei der Parteibasis starten. Zuerst soll ein Brief an alle Parteimitglieder gehen, der diese hundertprozentig wieder mit mir versöhnt. Nun kiefle ich schon ewig am ersten Satz, der ja, wie Sie wissen, wahnsinnig wichtig ist, weil er die Richtung des Ganzen vorgibt. Ich dachte an irgendein schönes Zitat aus der Literatur oder der Filmwelt – allein, es ist mir noch nicht etwas wirklich Zündendes, das alle sofort begeistert, untergekommen. Wissen Sie Rat?
Total charmant
Ihr Alfred Gusenbauer

Lieber Herr Gusenbauer!
Ich denke, ich habe da tatsächlich etwas gefunden, das nahezu ungeteilte Freude bei Ihren Parteifreunden hervorrufen wird. Nehmen Sie doch eine Anleihe bei Hape Kerkeling und beginnen Sie Ihren Brief mit: „Ich bin dann mal weg.“ Sie werden sehen, das geht runter wie Öl!
Toi, toi, toi
Ihre Frau Erna