Fußball-Nationalteam wehrt sich mit offenem Brief gegen "Österreich"-Berichte
Der ÖFB bricht ein Tabu: Die Spieler des österreichischen Fußball-Nationalteams gehen in einem offenen Brief an die Tageszeitung "Österreich" geschlossen gegen deren Berichterstattung vor. Es ist von schlechte bis gar nicht recherchierte Artikel die Rede, von "Exklusiv-Interviews", für die niemand interviewt wurde. Lesen Sie den offenen Brief der Nationalmannschaft im Wortlaut:
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Offener Brief des österreichischen Fußball-Nationalteams an die Tageszeitung Österreich
Es ist uns klar, dass wir mit diesem Schreiben ein Tabu brechen nämlich jenes, ein Medium massiv zu kritisieren. Das tut niemand unüberlegt, weil in Folge naturgemäß mit verschärft unfairer Berichterstattung zu rechnen ist.
Dieses Risiko nehmen wir, die Spieler des österreichischen Nationalteams, aus gutem Grund in Kauf. Aus unserer Sicht und nach verschiedentlichen Versuchen unserer Pressebetreuer, zu einer gütlichen Lösung auf dem Weg von Gesprächen zu finden ist das Maß voll: Die Fülle an schlecht bis gar nicht recherchierten Artikeln in der Tageszeitung Österreich, die häufig als Exklusiv-Interviews bezeichneten Berichte, für die niemand von uns jemals interviewt worden ist, die reißerischen Texte, die nicht selten in Beleidigungen gipfeln (so wurde z. B. zuletzt unser Teamtrainer Marcel Koller als Verräter bezeichnet, den man als Packerl an die Schweizer schicken soll) wollen wir nicht mehr unkommentiert hinnehmen.
Zum Glück leben wir in einem Land, in dem Meinungsfreiheit ein hohes Gut darstellt. Wir respektieren auch das Recht der Öffentlichkeit auf Information. Und wir sind uns auch dessen bewusst, dass wir selbst Menschen mit Fehlern und Schwächen und keineswegs perfekte Individuen sind. Dennoch fragen wir uns angesichts der Berichte über uns in der Tageszeitung Österreich, ob sich Journalisten wirklich ALLES erlauben können und ob wir uns wirklich ALLES gefallen lassen müssen? Wir meinen: NEIN!
Über Seriosität, Ehrgefühl oder Gewissenhaftigkeit in der medialen Berichterstattung mag man im Quotenkampf unterschiedlicher Meinung sein. Auch mag die Forderung nach journalistischer Ethik als unzeitgemäß belächelt werden. Als Vertreter eines Sports, in dem Fairplay, Respekt, Verlässlichkeit, Gerechtigkeit, Wertschätzung und Teamgeist wesentliche Kriterien sind, als Personen der Öffentlichkeit und damit gleichzeitig als Vorbilder für so viele vor allem auch junge Menschen in unserem Land fühlen wir uns aber verantwortlich, wenigstens unsere Stimme zu erheben und uns vehement für Wahrheit, Wahrung der Würde und Fairness in Medienberichten auszusprechen. Wir wissen auch, dass viele Sportlerinnen und Sportler anderer Sportarten ähnlich denken wie wir.
Es ist uns klar, dass wir damit die Blattlinie der Tageszeitung Österreich nicht ändern werden. Wir hoffen aber, damit bei den Medienkonsumentinnen und konsumenten ein kritisches Hinterfragen der Artikel in der Tageszeitung Österreich anzuregen. Und nicht zuletzt wollen wir damit auch unsere Solidarität mit unserem Teamchef ausdrücken.
Gleichzeitig möchten wir uns mit diesem Offenen Brief aber auch bei all den anderen Medien und deren Journalistinnen und Journalisten in Österreich bedanken, mit denen wir produktiv zusammenarbeiten und aus deren Berichterstattung wir ersehen, dass sie die von uns genannten Kriterien in ihrer Arbeit achten, auch wenn sie uns kritisieren!
Die Spieler des österreichischen Nationalteams.